Was heißt hier blind?

Auffallend ist, dass die meisten seheingeschränkten Menschen in den Medien blind dargestellt werden und sehbehinderte Menschen stark unterrepräsentiert sind. Die Zuordnung ist nicht immer klar, da die blinden Protagonisten und Protagonistinnen selten eine eindeutige Diagnose oder gar eine amtlich anerkannte Einordnung nach sehbehindert, hochgradig sehbehindert oder blind im Sinne des Gesetzes mitbringen. Oft heißt es „fast blind“ oder „halbblind“. Im Laufe einer Geschichte kann das alles heißen: Die Person ist  hochgradig sehbehindert, vielleicht sogar juristisch blind. Es kann aber auch sein, "halbblinde"  Protagonistin nur stark kurzsichtig ist und ihre Brille nicht trägt. Dazu kommt, dass die Autoren und Autorinnen die Sehbehinderung innerhalb einer Geschichte oft nicht einheitlich darstellen: Mal wird die Sehbehinderung fast gar nicht abgebildet, dann ist sie wieder dominant. Es entsteht der Eindruck, dass einzelne Autoren und Autorinnen die Sehbehinderung so einsetzen, wie es zur Dramaturgie der Geschichte passt.

In Serien gibt es manchmal viele Folgen mit eigenständigen Geschichten zu einer blinden Person und zu berühmten blinden Menschen gibt es mehr als nur eine Biografie.

Etwa 90% der Protagonisten und Protagonistinnen in dieser Sammlung sind blind, in einigen Geschichten wird erwähnt, dass die Personen nach und nach erblindeten, in knapp 50 Geschichten ist der Übergang zwischen Sehen und Nicht-Sehen - der Prozess der fortschreitenden Erblindung - ein Thema.  Fast 50 Protagonisten sind sehbehindert. 13-mal wird Taubblindheit beschrieben, davon sind sieben (Auto)Biografien über Helen Keller. Sechs weitere Beiträge befassen sich mit Mehrfachbehinderungen. In einigen Beiträgen tauchen unterschiedliche Sehbehinderungen auf, wenn mehrere Personen davon betroffen sind. Eine weitere Variante der Darstellung ist es, wenn die Person nur vorübergehend erblindet oder eine Augenkrankheit oder -verletzung hat, die zur Erblindung führen könnte. Meist ahnt das Publikum schon früh, dass die Seheinschränkungen nur vorübergehend sind. Dies hat gewissermaßen den Charakter eines Besuchs einer Dunkelveranstaltung.
Hinzu kommen Geschichten mit Sehproblemen wie Sehstörungen, die sich schlecht zuordnen lassen.   

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