Blinde Gesellschaften
Was wäre, wenn Blindheit nicht die Ausnahme, sondern die Regel wäre? Immerhin sechs Autoren haben sich mit dieser Frage befasst, teilweise wurden diese Geschichten auch verfilmt.
Ein Roman spielt in einem ghettoartigen Blindeninstitut, das praktisch autark existiert, in dem fast alle Aufgaben von blinden Menschen übernommen werden und die Menschen selten das Institut verlassen. (Guibert, Hervé: Blinde, 1986)
In zwei Geschichten geraten sehende Menschen in eine Siedlung, in der seit Generationen nur blinde Menschen leben. In diesen Gesellschaften ist alles auf ein Leben mit Blindheit ausgerichtet, Blindheit ist die Norm und Sehen die krankhafte Abweichung. Diese blinden Gesellschaften werden aus Sicht der sehenden Besucher und Besucherinnen geschildert. In diesen Geschichten geht es nicht primär um eine Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten blinder Menschen, sondern um eine Reflexion der eigenen (sehenden) Gesellschaft. (vgl. Blindheit als Metapher)
In zwei Geschichten erblinden die Menschen durch Umweltkatastrophen, (Wyndham, John: Die Triffids, 1983) oder Epidemien. (Saragmo, José: Die Stadt der Blinden, 1995). In beiden Geschichten geht es nicht um die erblindeten Individuen, sondern um die Frage, wie sich eine Gesellschaft unter extremen Bedingungen entwickelt. Eine andere Geschichte befasst sich mit der Verantwortung von Wissenschaft. Auch hier bleiben die erblindeten Menschen Statisten. (Wittlinger, Karl: Die australische Blindheit, 1978)