Der Novembermann
Deutschland 2006
Buch: Magnus Vattrodt; Regie: Jobst Oetzmann
blinde Person: Götz George
Spielfilm, 89 Min.
Hermann Droemer ist Gemeindepfarrer in Recklinghausen, verheiratet und Vater einer erwachsenen Tochter. Sein Leben verläuft in ruhigen Bahnen, sogar seine Predigten gleichen sich immer mehr. Jedes Jahr im November fährt seine Frau Lena in die Toskana, um sich vier Wochen bei einer Bekannten zu erholen. Das erzählt sie zumindest ihrer Familie, und niemand hat Grund, daran zu zweifeln. Im zehnten Jahr verunglückt sie im November bei einem Busunfall in der Nähe von Bremen. Als Hermann von der Polizei informiert wird, gerät er ins Grübeln. In Lenas Unterlagen befindet sich eine Telefonnummer, die zu einem Mann führt, der Henry heißt und auf Sylt lebt. Hermann mietet sich als Tourist in einer Pension ein und beginnt, das Leben des Fremden zu beobachten. Bei der ersten Begegnung mit Henry stellt Hermann fest, dass Henry blind ist. Das macht es Hermann zunächst leichter, ihn zu beobachten. Nach kurzer Zeit hat er einiges über Henry erfahren. Er ist Klavierlehrer und bei den Nachbarn nicht beliebt, denn er gilt als impulsiv und launisch. Zurzeit scheint er besonders schlechte Laune zu haben. Um Henry besser kennenzulernen, gibt sich Hermann als Klavierschüler aus. Zwischen den beiden Männern entsteht eine Hassfreundschaft, wobei Hermann seine Identität verschweigt. Henry erzählt umso offener von der Frau, die Lena heiße, die er sehr liebe und die ihn jedes Jahr im November besuche. Nur dieses Jahr sei sie nicht erschienen. In all den Jahren habe sie ihm nie ihren Nachnamen oder ihre Adresse mitgeteilt, sodass er sich nicht bei ihr melden kann. Er kann nur auf sie warten, wobei er jeden Tag einen frischen Blumenstrauß bereithält. Hermann gibt vor, mit ihm zu warten und zu hoffen.
Nach und nach erfährt Hermann den Hintergrund der besonderen Liebesbeziehung. Henry war früher Fotograf, bis er durch einen Schlaganfall erblindete. Er gab sich auf, trank viel und versuchte, sich das Leben zu nehmen. Seine Schwester schickte ihn in ein Sanatorium in der Toskana. Nach der Begegnung mit Lena und seiner Rückkehr trank er nicht mehr und baute sich eine neue Existenz als Klavierlehrer auf.
Hermann stellt fest, dass Henry Lena anders wahrnahm als er. In den vielen Ehejahren hat er einiges übersehen, zum Beispiel, dass Lena neben dem Ehering noch einen weiteren, gezackten Ring trug, dem er nie Beachtung schenkte. Henry trägt den gleichen Ring.
Nach einigen Wochen schickt Hermann Lenas gezackten Ring kommentarlos an Henry, der daraufhin glaubt, Lena habe ihn verlassen. Das stürzt Henry in tiefe Verzweiflung und löst bei Hermann ein schlechtes Gewissen aus. Er führt Henry zu Lenas Grab und erzählt ihm alles. Die beiden Männer einigen sich darauf, ihre Asche gemeinsam in die Nordsee zu streuen.