Amaurose
BRD 1990
Buch: D. Funk, A. Schreitmüller, F. B. Koch; Regie: Dieter Funk
blinde Person: Otto Sander
Spielfilm, 90 Min.
Amo ist blind und wird deshalb Amaurose genannt. Er lebt zurückgezogen in einer Druckerei. Seine Mahlzeiten nimmt er in einem Bahnhofsrestaurant ein. Einer der wenigen Menschen, die ihm näherstehen, ist Gabrielle, die in dem Restaurant als Kellnerin arbeitet.
Vor 20 Jahren lernte Amaurose den Straßenmusiker Fritz kennen. Sie haben eine Zeitlang zusammengelebt und Musik gemacht. Gemeinsam fuhren sie nach Milano und verliebten sich in dieselbe Frau, Irene. Als Amaurose nach Deutschland zurückfuhr, blieb Fritz. Sie verabredeten, sich nach 20 Jahren wieder zu treffen. Amaurose, der in seinen Erinnerungen immer noch in der alten Zeit lebt, wartet auf seinen Freund. Da Fritz nicht zu ihm kommt, fährt Amaurose nach Milano. In dem Hochhaus, in dem Fritz wohnen soll, wird er von einem Pförtner verscheucht.
Zuerst läuft er allein ziellos durch die Stadt, dann lernt er Cubano kennen. Mit ihm zieht er durch die Straßen und Kneipen Milanos, bis sie wieder in dem Hochhaus sind. Sie kommen am Pförtner vorbei in das oberste Stockwerk und halten sich teils in einem offenen Dachgarten, teils in einer Wohnung auf.
Cubano verschwindet wieder. Stattdessen taucht ein junger Mann auf, der Amaurose erst überwältigen will, weil er ihn für einen Einbrecher hält. Der Junge, Sohn von Irene und Fritz, ist besänftigt, als Amaurose ihm ein altes Foto der beiden gibt.
Dann taucht Irene auf, sie redet ihn mit denselben Worten an wie damals. Auch von Irene trennt er sich wieder, stattdessen kommt Gabrielle. Sie fahren gemeinsam nach Deutschland zurück.
Dort erhält er endlich die ersehnte Karte: Fritz schreibt, er habe den Termin nicht vergessen.
Der Film lässt viele Fragen offen, so tauchen Leute plötzlich auf und verschwinden wieder, Amaurose erscheint an Orten auf, bei denen man nicht weiß, wie er hingekommen ist, zum Beispiel in die Wohnung des Hochhauses. Der Bildschirm wird schwarz und es findet ein Szenenwechsel statt.
Auch die Druckerei, in der Amaurose arbeitet, hat eher eine dekorierende Funktion, dient als Spiel mit den Gegensätzen. Man sieht, dass Amaurose einige Handgeräte bedient und einzelne Blätter druckt, die er Gabrielle zeigt. Gabrielle ist es offensichtlich gewohnt, seine Arbeiten zu betrachten.
Eine wichtige Rolle spielt der Stock, obwohl oder gerade weil Amaurose keinen benutzt. Das ist kein Zufall, denn er hat früher einen benutzt. Aber Fritz sagte bei der ersten Begegnung:
„Schmeiß deinen Stock weg, du schaffst es ohne.“
Und Amaurose läuft seitdem ohne Stock, stößt sich und fällt, rappelt sich aber immer wieder auf.