Einfach Klasse: Lügen: Sehr gut

Deutschland 1999
Buch: Michael Baier; Regie: Michael Rowitz
sehbehinderte Person: Konrad Bösherz
Serie, 90 Min.

 

Im zweiten Teil der dreiteiligen Serie geht es um den elfjährigen Jan. Er besucht das Gymnasium, an dem auch sein Vater Lehrer ist. Betroffen nimmt Jan zur Kenntnis, dass eine Mitschülerin die Schule verlassen muss, um in eine Sonderschule zu gehen. Als seine Sehkraft im Laufe der Zeit immer mehr abnimmt, vertuscht er dies. Wenn er vorlesen soll, sagt er die Texte auswendig auf, Klavier spielt er aus dem Gedächtnis. Das geht nicht immer gut, einige Stellen schafft er nicht auswendig. Sein Musiklehrer versteht das nicht und reagiert ärgerlich. Schließlich verzichtet Jan darauf, beim Schulfest vorzuspielen, und überlässt es seiner Mitschülerin und Konkurrentin Elke. Nur ein Lehrer, ein Freund der Familie, ahnt, was mit Jan los ist. Er teilt seine Beobachtungen Jans Vater mit, aber der will es nicht wahrhaben, obwohl Jan schon drei Jahre zuvor Sehprobleme hatte. Auf einer Klassenfahrt kommt es zu einem Unfall. Jan springt vom Drei-Meter-Brett und sieht nicht, dass in diesem Moment Elke vor dem Brett schwimmt. Er springt auf sie und beide sind leicht verletzt. Jetzt können Jans Eltern das Problem nicht mehr verdrängen. Die Mutter spricht das erste Mal offen mit Jan über sein Sehproblem. Jan fürchtet, in die Sonderschule zu kommen wie seine Mitschülerin, und läuft weg. Für Jan sind Sonderschulen „Doofenschulen“. Er trampt nach Hamburg, entwischt dort der Polizei und trifft sich mit einem Freund im Internetcafé. Von dort schicken sie eine Mail an Jans Eltern und teilen ihnen mit, dass Jan nach Hause kommt, wenn er nicht auf eine Sonderschule muss. Die Eltern wollen sich darum bemühen. Die Direktorin lehnt ihren Antrag mit dem Argument ab, die Schule sei personell nicht entsprechend ausgestattet. Jan spielt schließlich doch auf dem Schulfest, und als er sein Spiel beendet hat, tritt sein Musiklehrer ans Mikrofon. Er erzählt dem Publikum von Jans Sehbehinderung und drückt sein Bedauern aus, dass für Menschen, die aus dem Rahmen fallen, kein Platz an dieser Schule sei. Der Lehrer nutzt die Gelegenheit, um sich zu seiner Homosexualität zu bekennen, die er bislang geleugnet hat. Die Eltern, Lehrer und Schüler reagieren erst zurückhaltend, dann klatschen sie Beifall. In der dritten und letzten Folge kommt Jan nicht mehr vor und wird auch nicht erwähnt, obwohl sein Vater und auch sein Freund wieder wichtige Rollen spielen. Es gibt weder einen Hinweis darauf, ob der Besuch einer Regelschule nicht doch möglich wäre, noch Andeutungen, wie es ihm an einer Schule für blinde Schüler und Schülerinnen gehen könnte. Seine Augenkrankheit wird ebenfalls nicht benannt, der Vater blättert aber einmal in einem medizinischen Lexikon und die Kamera zeigt den Artikel „Augeninnendruck“.

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