Sturköpfe

Deutschland 2015
Buch: Dominique Lorenz; Regie: Pia Strietmann
blinde Person: Peter Haber
Spielfilm, 90 Min.


Sissi, Ende zwanzig, wohnt bei ihrer lebensuntüchtigen Mutter, die ohne die resolute und praktisch veranlagte Tochter nicht zurechtkommt. Aber auch die impulsive Sissi steht sich selbst immer wieder im Weg. Ihren Beruf Erzieherin hat sie aufgegeben und der Abschluss ihrer Ausbildung zur Mobilitätstrainerin steht auch infrage. Ihr Ausbilder gibt ihr aber noch eine Chance, sie soll den späterblindeten Stahlfabrikanten Olsson schulen. Er möchte in kürzester Zeit fit werden, um seine Arbeit wieder aufzunehmen, doch gleichzeitig blockiert er alle Versuche, seine anderen Sinne zu schulen. Mit solchem „Kleinkram“ wolle er sich nicht aufhalten. Für seine Alltagsprobleme hat er schließlich seine Haushälterin, die sich seit Jahren um ihn kümmert, ihm alles abnimmt und seine Launen klaglos erträgt. Sissi lässt sich dagegen weit weniger gefallen, und so geraten sie und ihr Arbeitgeber regelmäßig aneinander. Olssons Sohn Jens rät Sissi, die verbalen Attacken seines Vaters nicht persönlich zu nehmen.

„Er war immer schon Arschloch – jetzt ist er ein blindes Arschloch.“

Auch Jens hat große Probleme mit seinem Vater, denn dieser hat nie verwunden, dass sein Sohn Jens lieber als Realschullehrer arbeitet, als in die Firma einzusteigen.
Im Laufe der Zeit droht das Arbeitsverhältnis zwischen Sissi und Olsson immer wieder zu scheitern, aber sie beginnen auch stets wieder von vorn – er, weil er auf ihre Hilfe angewiesen ist, und sie, weil sie den Job braucht. Dabei entsteht auch etwas Sympathie zwischen beiden, jeder kann die Eigenarten des anderen schätzen.
So unsensibel Olsson senior auch mit den meisten Menschen umgeht – Sissis Probleme, sich von ihrer Mutter abzugrenzen, deutet er schnell richtig und ermutigt sie, endlich in eine eigene Wohnung zu ziehen. Er lehnt auch ab, sich dauerhaft von Sissi versorgen zu lassen. Sie soll ihn schulen und danach wieder gehen. Am Ende der Geschichte hat sich Folgendes ereignet:

Sissi ist von zu Hause ausgezogen.
Olsson hat akzeptiert, dass sein Sohn als Lehrer glücklicher ist als in der Firma.
Vater und Sohn akzeptieren, dass sie nie wirklich Freunde werden.
Sissi muss sich damit abfinden, dass Jens sie nicht liebt.
Olsson senior entscheidet sich, die Firma zu verkaufen und damit wenigstens Arbeitsplätze zu retten, da sein Sohn ihn nicht unterstützen, geschweige denn die Firma übernehmen will.
Er muss akzeptieren, dass er blind ist und bleiben wird, auch wenn er sein Schicksal hart findet.
Er schickt seine Haushälterin, die immer für ihn da sein musste, zu einem Salsa-Kurs nach Kuba und muss sich nun das erste Mal in seinem Leben selbst das Essen warmmachen.

In der letzten Szene besucht Sissi ihren alten Arbeitgeber. Sie reden über ihr Leben und das, was ihnen nicht gelungen ist. Dann geht Sissi im strömenden Regen nach draußen und fordert Olsson auf, nachzukommen. Die Kamera zeigt die verschiedenen Bereiche des Gartens und es ist zu hören, wie unterschiedlich der Regen klingt, je nachdem, auf welche Oberfläche das Wasser tropft.

 

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