Träumende Lippen
A PATCH OF BLUE, USA 1965
Buch: Guy Green, Elisabeth Kata; Regie: Guy Green
blinde Person: Elisabeth Hartman
Spielfilm, 105 Min.
Die blinde Selina, achtzehn Jahre alt, hatte bisher ein schweres Leben. Die Mutter schikanierte sie und ließ sie die gesamte Hausarbeit machen. Außerdem musste Selina in Heimarbeit Perlen aufziehen. Ihr Opa war zwar freundlicher, aber meistens betrunken. Eine Schule hat sie nie besucht. Einmal hatte Selina eine heimliche Freundin, bis die Mutter ihr jeden Umgang mit dem Mädchen verbot, weil sie Schwarz war. Lange Zeit akzeptierte Selina die Vorschriften und schluckte die Demütigungen.
Mit achtzehn setzt sie immerhin durch, dass sie die Zeit im Park statt in der armseligen Wohnung verbringen darf. Dort lernt sie Gordon kennen, der sie fasziniert, weil er gebildeter und wohlhabender ist als ihre Familie und vor allem, weil er sich um sie kümmert. Gordon ermutigt sie, selbstständiger zu werden. Er übt mit ihr, sich außerhalb der Wohnung zu orientieren, erzählt ihr von der Brailleschrift und von Helen Keller.
Selina verliebt sich in ihn. Gordon reagiert ausweichend, obwohl immer wieder angedeutet wird, dass auch er sie liebt. Er will ihr lange Zeit nicht erzählen, dass er ein Schwarzer Mensch ist. Dann sieht Selinas Mutter die beiden zusammen. Sie verprügelt ihre Tochter, weil sie mit einem Schwarzen zusammen ist. Das gibt Selina, die zunehmend gegen die Mutter aufbegehrt, den Anlass wegzulaufen. Das erste Mal findet sie allein den Weg in den Park. Mittlerweile hat Gordon sich erfolgreich um einen Schulplatz für sie bemüht. Der Abschied fällt beiden schwer. Nun reden sie auch das erste Mal darüber, dass Gordon Schwarz ist. Selina sagt, dass sie das bereits von ihrer Mutter weiß und es an ihrer Liebe nichts ändert. Gordons mühsam aufrechterhaltene Zurückhaltung bricht nun zusammen, aber in diesem Moment wird Selina abgeholt und in die Schule gebracht. Er rennt noch hinterher, um Selina eine Spieluhr zu geben, für beide Symbol einer grenzübergreifenden Liebe. Aber er kommt zu spät, der Wagen mit Selina ist abgefahren.
Das zentrale Thema ist die Überwindung von Vorurteilen. Selinas Mutter verachtet die Schwarzen und Gordons Bruder Mark verachtet Selina, weil sie weiß ist, weil sie blind ist und weil sie aus ungebildeten Verhältnissen stammt. Gordon dagegen ist aus Überzeugung tolerant. Selina hat erst aus Ahnungslosigkeit keine Berührungsängste, später distanziert sie sich bewusst von ihrem intoleranten Elternhaus.