Die unvollständige Finsternis
NEUPLNE ZATMEU, ČSSR 1982
Buch: Daniela Fischerová, Jaromil Jires; Regie: Jaromil Jires
blinde Person: Lucie Pátiková
Spielfilm, 84 Min.
Die vierzehnjährige Marta erblindet nach und nach. Die Ärzte fragen die Mutter, ob Marta eine Gehirnerschütterung hatte, doch die Mutter weiß davon nichts. Niemand teilt Marta mit, was mit ihr los ist. Nur durch ein belauschtes Gespräch erfährt sie, dass die Ärzte eine Gehirnerschütterung als Auslöser vermuten. Die Mutter erzählt ihr, dass die Erblindung nur vorübergehend sei. Im Blindeninternat wird Marta aber endgültig klar, dass sie immer blind bleiben wird.
Auch Marta verschweigt der Mutter etwas. Sie deutet ihr gegenüber nur einmal an, dass es für ihre Blindheit einen Verantwortlichen gibt. Nach und nach wird den Zuschauern und Zuschauerinnen klar, dass Marta einmal vom Kettenkarussell gefallen ist, weil ihre Schwester Zuzka sie gerempelt hat. Es war keine böse Absicht, und Marta musste Zuzka damals versprechen, nichts zu verraten.
Im Internat soll Marta lernen, sich zu orientieren und sich ohne Angst zu bewegen. Doch die Lehrerinnen dringen nicht zu dem sensiblen Mädchen durch. Sie können nicht verstehen, weshalb Marta panische Angst davor hat, von einem Klettergerüst oder von einem Kasten herunterzuspringen. Auch zu Hause fühlt sich Marta nicht mehr wohl, ihre privaten Sachen sind weggeräumt oder sie werden wie selbstverständlich von der Schwester benutzt. Die Mutter und die Schwester tuscheln häufig miteinander, sodass Marta sich überflüssig und ausgemustert fühlt. Sie bespricht eine Kassette für ihre Mutter, auf der sie den Unfall beschreibt und sagt, dass sie nicht mehr leben wolle. Diese Kassette versteckt sie auf einem Balkon, den die Schüler nicht betreten dürfen, weil das Absperrgitter defekt ist. Der Balkon wird Martas heimliches Versteck; wenn es ihr schlecht geht, zieht sie sich dorthin zurück und spielt mit dem Gedanken, hinunterzuspringen.
Eines Tages kommt ein Psychologe ins Internat, um die Wahrnehmungen blinder Menschen zu untersuchen. Er ist fasziniert von Martas Vorstellungskraft und beginnt, mit ihr zu arbeiten. Marta fasst Vertrauen zu ihm und gewinnt wieder Selbstbewusstsein. Als er sie bittet, ihn auf einen Vortrag zu begleiten, fährt sie mit, obwohl ihre Schwester sie an diesem Tag besucht. Der Vortrag ist ein Misserfolg, der Psychologe will seine Forschungsarbeiten aufgeben und das Internat verlassen. Daraufhin holt Marta die Kassette aus dem Versteck und gibt sie Zuzka für die Mutter mit. Als sie den Balkon betritt, sieht sie der Psychologe, der sich gerade auf dem Hof von der Internatsleiterin verabschiedet. Er rennt auf den Balkon und durch das Haus, um Marta zu suchen. Schließlich findet er sie verstört in der Turnhalle. Er erzählt ihr, wie wichtig sie für seine Arbeit war und dass er durch sie neuen Mut gefunden hat, seine Arbeit fortzusetzen. Mit seiner Hilfe traut sie sich das erste Mal, von einem Kasten zu springen. Dann verabschiedet sich der Psychologe. Marta springt danach immer wieder allein. Anschließend läuft sie aus dem Heim weg und fährt per Anhalter nach Hause. Die Mutter und die Schwester haben die Kassette noch nicht angehört. Marta lässt sie sich geben und zerstört das Band. Zuletzt wählt sie die Nummer des Heims und meldet sich mit selbstbewusster Stimme und glücklichem Gesicht.