Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit

BRD 1985
Buch und Regie: Alexander Kluge
blinde Person: Armin Müller-Stahl
Spielfilm, 113 Min.

Der Episodenfilm verbindet kleine Alltagsgeschichten und Interviews miteinander.
Im letzten Teil geht es um einen Regisseur, der erblindet ist. Für die Zuschauer und Zuschauerinnen wird erst nach und nach klar, dass er nicht sieht. Man kann es ahnen, wenn er sich eine Zigarette anzündet, wenn andere Mitarbeiter am Set ihn auf visuelle Unstimmigkeiten aufmerksam machen und er sie brüsk abweist. Dann folgt ein Interview, in dem er kaum eine Frage des Interviewers beantwortet; er grunzt mehr, als er redet. Auch auf die Frage des Interviewers nach dem inhaltlichen Zusammenhang der einzelnen Teile seines Films hat er keine Antwort. Erst als der Interviewer ihn fragt, ob er sich als Bildzertrümmerer bezeichnen würde, wird der Regisseur offener. Dieses Bild findet er für sich zutreffend. Derselbe Interviewer spricht später mit dem Produzenten. In diesem Gespräch sagt der Interviewer, dass er die Blindheit des Regisseurs bemerkt habe. Er fragt den Produzenten, ob ein blinder Mensch überhaupt Regie führen könne oder ob er nicht Strohmann sei und andere die Arbeit machten. Der Produzent verneint, sagt, der Regisseur habe die Fäden in der Hand. Doch der Interviewer insistiert.

Interviewer: „Ein Blinder würde den roten Faden kaum erkennen können.“
Produzent (denkt nach): „Schwere Frage.“
Interviewer: „Haben Sie den roten Faden erkennen können?“
Produzent: „Ja, schon, aber es ist schwer zu erkennen, gebe ich zu ...“

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