Green, Hannah: Bevor du liebst

OF SUCH SMALL DIFFERENCES, 1988
Zürich : Dioge
nes, 1991
402 S.
Roman


John und Leda lernen sich kennen und verlieben sich. Eine Zeitlang leben sie zusammen, es gibt Missverständnisse und schöne Zeiten, doch am Ende überwiegen die Missverständnisse und sie trennen sich. Für Leda, eine impulsive Schauspielerin, die schon viel erlebt hat, ist es eine normale Erfahrung, aber John durchlebt eine Trennung das erste Mal.
Er ist blind geboren, und als er etwa acht Jahre alt ist, schlägt ihn sein Vater so sehr, dass er zudem gehörlos wird. Als er Leda kennenlernt, arbeitet er mit vielen anderen Behinderten in einem Betrieb, in dem er verschiedene Tätigkeiten, z. B. Sortierarbeiten, verrichtet. Daneben schreibt er Gedichte, die von einem Verlag veröffentlicht werden, die Arbeiten von behinderten Menschen vermarktet. John lebt in einer eigenen Wohnung. Keiner seiner taubblinden Freunde lebt so selbstständig; Einkäufe und Besorgungen macht er mit bezahlten Führern. Einer von ihnen war Martin, der nun wegen Drogenhandels im Gefängnis sitzt.
Durch Leda wird alles anders. Sie führt ihn nicht als bezahlte Kraft, sondern weil sie ihn liebt. Mit ihr macht er eine Reihe neuer Erfahrungen, aber sie bringt auch Unordnung in sein sonst so geregeltes Leben. Sie stellt vieles aus seinem Leben infrage, zum Beispiel seine Lyrik. So kritisiert sie, dass er in seinen Gedichten Bilder, Sprache und Geräusche beschreibt, also Erfahrungen, die er selbst gar nicht macht. Sie ermuntert ihn, stattdessen das zu beschreiben, was er fühlt und riecht. Der Verleger lehnt die Gedichte ab, sie seien zu sinnlich, so etwas wollten die Leute nicht von einem behinderten Autor hören. Dennoch schreibt John, wenn auch nur für sich, noch mehr eigene Lyrik.
Schließlich gibt er seine Wohnung auf und zieht zu Leda. Er genießt ihre Nähe, will alles tun, um sie zu halten. Aber er merkt auch, wie schwer es für ihn ist, mit einem unordentlichen Menschen in einem Haushalt zu leben. Beiden fällt es schwer, den Lebensstil der anderen zu akzeptieren, John muss Enttäuschungen und Kränkungen hinnehmen. So macht er ihr zum Beispiel eines Abends nach einem harten Arbeitstag belegte Brote. Er gibt sich besondere Mühe und denkt, dass sie sich sicher darüber freuen wird. Doch bei der Arbeit schneidet er sich mit dem Messer. Es ist nicht schlimm, er denkt sich nichts dabei. Hinterher findet er die Brote im Mülleimer. Leda entschuldigt sich, aber die Brote waren voller Blut, sie konnte sich beim besten Willen nicht überwinden, sie zu essen. Als Leda ein Engagement außerhalb annimmt, ziehen einige seiner taubblinden Freunde zu ihm, in Ledas Haus. Doch auch diese Wohngemeinschaft verläuft nicht reibungslos. Die Nachbarn, die keine Menschen mit Behinderung in ihrer Nähe haben wollen, sorgen schließlich dafür, dass alle ausziehen müssen.
Am Ende besucht John Martin. Sie sprechen über seine Fähigkeiten, seine Trauer und Freude, aber auch darüber, dass er es leid ist, immer auf Leda zu warten.

 

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