Hull, John M.: Im Dunkeln sehen. Erfahrungen eines Blinden
TOUCHING THE ROCK, 1990
München : C. H. Beck, 1992
241 S.
Autobiografie
John Hull wird 1935 in Australien geboren. Als er dreizehn Jahre alt ist, wird bei ihm grauer Star festgestellt, innerhalb kurzer Zeit sieht er nur noch wie durch einen weißen Nebel. Er wird operiert. Zunächst kann er mit einer Brille wieder gut sehen, doch die Operationstechnik führte dazu, dass sich einige Jahre später die Netzhäute lösen. Er nimmt es erst nicht ernst, weil es nur ein Auge betrifft. Später wird er mehrfach operiert, mit vorübergehendem Erfolg.
1980 erblindet er vollständig und von da an beginnt sein tagebuchartiger Bericht über sein Leben mit Blindheit. Zu diesem Zeitpunkt ist er Hochschullehrer für Religionspädagogik in England, zum zweiten Mal verheiratet, etwas später wird sein zweites Kind geboren.
Er hat zu dem Zeitpunkt viele Autobiografien gelesen, runde Geschichten, Erfolgsgeschichten, Geschichten, in denen blinde Menschen versuchten, der Blindheit einen Sinn zu geben.
Diese Geschichten versetzen mich in Erstaunen: Sie waren voller Humor, Tapferkeit und Klugheit. (…) In der Mehrzahl waren es begeisternde Geschichten des Triumphs und der Versöhnung. (S. 11)
Das will er alles nicht, er möchte darüber schreiben, wie die Blindheit seinen Alltag beeinflusst, wie er als blinder Mensch lebt und lernt.
Sein Buch ist eine Aneinanderreihung von zahlreichen Einzelerlebnissen, Träumen und Reflexionen. Er beschreibt Träume, in denen er seine sich verändernde psychische Situation verarbeitet.
Er schildert minutiös, wie seine Kinder mit der Blindheit umgehen und wie er versucht, an ihrer Welt teilzuhaben. Er erklärt, wie er sich orientiert, und schildert die Höhen und Tiefen beim Erlernen der neuen Mobilität. Und er setzt sich kritisch mit dem Umgang sehender Menschen mit blinden Menschen auseinander. Aber auch sein Verhältnis zur Religion wird thematisiert. Seine Leser und Leserinnen lässt er an einem dreijährigen Entwicklungsprozess teilhaben.