Irving, John: Das Hotel New Hampshire

THE HOTEL NEW HAMPSHIRE, 1981
Zürich : Diogenes, 1984
396 S.
Roman


„Das Hotel New Hampshire“ ist die Familiengeschichte der Berrys. Es beginnt damit, dass Ende der 1930er Jahre die Eltern, Win und Mary, in einem Hotel als Aushilfskräfte arbeiten und sich dabei verlieben. In dem Hotel tritt ein Mann mit seinem Bären auf. Er heißt Freud und ist Jude aus Wien, ist aber „nicht der Freud“. Als Freud trotz aller Risiken nach Wien zurückkehrt, nimmt er Win und Mary das Versprechen ab, einander zu heiraten.
Sie halten das Versprechen und bekommen fünf Kinder, jedes auf seine Art ungewöhnlich skurril. Der Vater lebt für seine Träume und sein größter Wunsch ist es, ein Grand Hotel zu führen. Deshalb gibt er seinen Beruf auf, um ein altes Schulgebäude zu einem Hotel umzubauen. Doch das Hotel wird kein Grand Hotel, und kurz vor der endgültigen Pleite erreicht ihn ein Brief von dem totgeglaubten Freud. Der Zweite Weltkrieg ist mittlerweile beendet, Freud hat in Wien auch ein Hotel aufgemacht und sich einen neuen Bären zugelegt, der Susie heißt. Win und seine Familie sollen zu ihm kommen.
Also ziehen sie nach Wien und versuchen, sich dort einzuleben. Freud ist im KZ erblindet. Statt eines Stocks benutzt er einen Baseballschläger und er hat keinen Blindenhund, sondern lässt sich von einem Bären namens Susie führen. Die Berrys stellen bald fest, dass Susie kein echter Bär ist, sondern eine junge Frau, die sich so hässlich findet, dass sie sich in dem Bärenkostüm versteckt. Auch das Wiener Hotel ist nicht das erträumte Grand Hotel, es beherbergt in erster Linie zwei Gruppen: Prostituierte und Anarchisten.
Bei dem Versuch, einen Anschlag der Anarchisten zu verhindern, erblindet der Vater und Freud stirbt. Nun benutzt der Vater den Baseballschläger, zusätzlich aber noch einen richtigen Blindenhund. Die Familie kehrt nach Amerika zurück und kauft für ihren Vater ein drittes Hotel, das allerdings nie als Hotel geführt wird. Der Vater soll die Illusion haben, endlich das Grand Hotel zu führen. Der Mangel an Gästen wird damit erklärt, dass man schließlich kein Massenbetrieb sei. Der Vater ist zufrieden. Später errichtet einer der Söhne mit Susie, inzwischen seine Frau, im Hotel eine Beratungsstelle für vergewaltigte Frauen ein. Der Vater hält sie für Grand-Hotel-Gäste, behandelt sie entsprechend und das tut den Frauen gut. Schon immer war es typisch für ihn, gerade in seiner Ahnungslosigkeit ins Schwarze zu treffen.
Etwa in der Mitte des Romans treffen die Berrys den erblindeten Freud. Von da an ist immer eine der Personen blind. Dabei geht es weniger um reale Blindheit als um die symbolische Bedeutung, das Nicht-Sehen von Tatsachen.

(Vgl. Film: Hotel New Hampshire)

 

Zurück