Kantstein, Ingeborg: Barfuß übers Stoppelfeld

Hamburg : Oetinger, 1985
124 S.
Kinderroman


Der (autobiografische) Roman schildert Kindheit und Jugend eines Mädchens am Ende des Zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit. Susanne, die Heldin der Geschichte, lebt mit ihrer Mutter und mit ihrer Schwester bei den Großeltern. Susannes Vater ist an einem Lungendurchschuss gestorben. Zum Großvater hat Susanne ein gutes Verhältnis, auch wenn er sie oft schlägt. Aber Mutter und Oma ziehen die etwas ältere Schwester Roswitha vor.


Roswitha war gut ein Jahr älter als Susanne, und doch wurde sie verhätschelt, als sei sie die Kleine. Und alles nur, weil Roswitha diesen blöden Sehfehler hatte. (S. 9 f.)

Dies belastet das Schwesternverhältnis sehr, zumal Roswitha ihre Stellung ausspielt. Sie nutzt das aus, spielt den ganzen Tag und wenn etwas nicht so läuft, wie sie will, weint sie:

„Wenn du so mit mir schimpfst, dann muß ich heulen, siehst du, und heulen darf ich nicht, davon werden meine Augen schlimmer.“ Also wurde nicht mit ihr geschimpft. (S. 29)

 

Roswitha wird als unangenehmes Kind geschildert. Sie tyrannisiert Susanne, wo sie nur kann, und petzt bei jeder Gelegenheit. Susanne muss ihrer Schwester von klein auf helfen, wenn diese aufgrund ihres Sehfehlers etwas nicht kann. In der Schule muss sie neben ihr sitzen, um ihr zu helfen, und ihr vorlesen. Später, als Roswitha in Essen auf eine Sonderschule für Sehbehinderte geht, muss Susanne sie zum Bahnhof begleiten.
Susanne, die gern und gut lernt, würde gerne das Gymnasium besuchen, aber ihre Oma verbietet es. Susanne soll in die Fabrik, wie alle Mitglieder der Familie.
Susanne wendet sich in ihrer Not an ihren Essener Opa, den Vater ihres Vaters. Sie kennt ihn gar nicht, denn das Verhältnis zwischen beiden Familien ist feindselig. Trotzdem zieht die Mutter mit Susanne zu dem ungeliebten Schwiegervater, um Susanne in Essen eine Lehre im Büro zu ermöglichen. Ihre Schwester dagegen bleibt nach der Sonderschulzeit zu Hause.


Für Roswitha kam das nicht in Frage. Es war längst geklärt, daß sie im Haus bleiben durfte, ohne sich Arbeit suchen zu müssen. (S. 116)

 

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