Keller, Helen: Die Geschichte meines Lebens

THE STORY OF MY LIFE, 1905
Berlin : Evangelische Verlagsanstalt, 1973
244 S.
Autobiografie


Diese Autobiografie besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil beschreibt die fünfundzwanzigjährige Helen Keller ihre Kindheit und spätere Entwicklung. Der zweite Teil enthält Briefe, die Helen Keller in ihrer Kindheit schrieb und die ihre Entwicklung dokumentieren. Der dritte Teil enthält Auszüge aus Briefen, die Anne Sullivan über Helen geschrieben hat. Diese Briefe wurden von John Macy zusammengefasst und kommentiert.
Helen Keller hat nur wenige Erinnerungen an die Zeit, bevor Anne Sullivan zu ihr kam. Aber sie kann sich an ihre Unzufriedenheit erinnern.


Inzwischen wuchs mein Verlangen, meinen Gedanken Ausdruck zu geben, von Tag zu Tag. Die wenigen Zeichen, derer ich mich bedienen konnte, wurden immer unzureichender, und das Fehlschlagen meiner Versuche, mich verständlich zu machen, war stets von einem Zornausbruch begleitet. Es war mir, als hielten mich unsichtbare Hände, und ich machte verzweifelte Anstrengungen, mich zu befreien. Ich kämpfte – nicht, weil dieser Kampf mir etwas nützte, sondern weil der Geist des Widerstands in mir lebendig war; ich brach in der Regel weinend und völlig erschöpft zusammen. (S. 28)

Anne Sullivans Ankunft war für sie der wichtigste Tag ihres Lebens und sie beschreibt, welchen zentralen Stellenwert die Wiederentdeckung der Sprache für sie hatte.


Ich wußte jetzt, daß water jenes wundervolle, kühle Etwas bedeutete, das über meine Hand strömte. Dieses lebendige Wort erweckte meine Seele zum Leben, spendete ihr Licht, Hoffnung, Freude, befreite sie von ihren Fesseln! Zwar waren ihr immer noch Schranken gesetzt, aber Schranken, die mit der Zeit weggeräumt werden konnten. (S. 34)


Von da an geht es schnell aufwärts, Helen ist begierig, alles zu lernen, was sie bisher versäumt hatte. Einige Jahre später beschließt sie, sprechen zu lernen und die Universität zu besuchen, die sie trotz Schwierigkeiten und Enttäuschungen mit Auszeichnung besteht. Anne Sullivan muss ihr während der Vorlesungen alles in die Hand buchstabieren, geeignete Bücher sind selten und teuer. Hinzu kommen die normalen Prüfungsschwierigkeiten, zum Beispiel, dass ihr im Prüfungsstress die richtige Antwort zu spät einfällt.
In den letzten beiden Kapiteln beschreibt sie ihre vielfältigen Freizeitaktivitäten und Hobbys.
Während Helen Keller ihre Entwicklung im Rückblick sieht, haben die Briefe von Anne Sullivan einen tagebuchartigen Charakter und reflektieren detailliert ihre einzelnen Entwicklungsschritte. Diese Entwicklungsberichte wurden damals veröffentlicht und riefen ein Medienecho hervor, über das Anne Sullivan nicht glücklich war.


Die Wahrheit scheint den Zeitungen nicht wundervoll genug zu sein; sie breiten sich darüber aus und erfinden lächerliche Übertreibungen. (S. 171)

vgl. Behrens, Katja: Alles Sehen kommt von der Seele. Die Lebensgeschichte der Helen Keller
vgl. Garlick, Phyllis: Licht brach in die Dunkelheit
vgl. Jaedicke, Martin: Helen Keller
vgl. Keller, Helen: Meine Lehrerin und Freundin Anne Sullivan
vgl. Licht im Dunkel
vgl. The Miracle Worker - Wunder geschehen

 

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