Klatt, Edith: Bunthaut und Hadaho
in: Edith Klatt: Bunthaut und Hadaho
Berlin : Der Kinderbuchverlag, 1963
S. 103–149
Märchen
Hadaho, ein Indianer vom Stamm der Kwakiutl, ist ein leidenschaftlicher Seefahrer. Er zieht sich den Zorn des Häuptlings zu, deshalb lässt der Häuptling sein Boot zerstören und Hadaho und seine Männer dürfen nicht wieder mit den anderen Männern zusammenarbeiten, sondern sollen einem Mädchen dienen.
Das Mädchen ist Bunthaut, die Tochter des Häuptlings und von Geburt an blind. Ihre Mutter ist schon lange verstorben, und Bunthaut verbrachte die ersten zwölf Jahre ihres Lebens allein. Mit ihrem Diener Hadaho traut sie sich jetzt aus ihrer Hütte und lernt, sich mithilfe von Geräuschen und Gerüchen zu orientieren. Bunthaut genießt ihr neues Leben und wird immer unternehmungslustiger. Schließlich möchte sie auch Boot fahren.
Hadaho zögert, willigt aber ein. Heimlich baut er ein neues Boot, Bunthaut ist immer in seiner Nähe. Als das Boot nach langer Zeit fertig ist, wollen sie es ausprobieren. Auf dem Wasser macht Bunthauts Adler, der immer schreit, wenn sie die Hütte verlässt, solch einen Lärm, dass alle Männer im Boot vor Schreck ihre Ruder verlieren und das Boot ohne Steuer und Ruder tagelang in der Strömung treibt. Hadaho und sein Freund, „der Unübertreffliche“, wollen die Männer auf dem Schiff beruhigen.
„Und wer weiß eine schöne Geschichte?“ fing der Unübertreffliche den emporkommenden Mißmut ab.
Und Bunthaut, die mit der feinen Empfindlichkeit der Blinden eher als die anderen die Absicht des Redenden begriff, rief: „Ich weiß eine. Eine lustige!“
„Erzähle!“ munterte der Unübertreffliche sie auf. Hadaho berührte leise, nur flüchtig ihre Hand. Dankte ihr so, daß sie ihm half bei den Gefährten. (S. 140)
Sie helfen sich einige Tage lang gegenseitig, bis die Strömung sie an Land treibt.