Kleberger, Ilse: Der große Entschluss
Solothurn : Schweizer Jugendverlag, 1977
132 S.
Jugendroman
Die Geschichte handelt von einer Gruppe Jugendlicher, die kurz vor dem Abitur steht. Sie vertreten extrem unterschiedliche Weltanschauungen.
Jochen, der Fabrikantensohn, ist es gewohnt, sich alles leisten zu können. Sein ganzer Stolz ist der Jaguar seiner jungen hübschen Stiefmutter. Michael dagegen macht sich nicht viel aus Geld, er möchte lieber als Arzt den Menschen helfen. Claudia ist die Revolutionärin der Klasse. Sie möchte mit politisch gleichgesinnten Freunden die Welt verbessern und verachtet ihre oberflächlichen Mitschüler, mit Ausnahme von Michael, mit dem sie sich anfreundet.
Dann verunglückt Jochen, der angetrunken mit dem Jaguar der Stiefmutter gefahren ist. Er überlebt, wird aber nach den ersten Aussagen des Arztes vermutlich blind bleiben. Die Mitschüler sind betroffen, überlegen, ob und wie sie helfen können, und verfallen schließlich auf die Idee, dass einer von ihnen ein Auge opfern soll. Sie knobeln und Michael wird bestimmt. Dieses Vorhaben beschäftigt alle; während die einen den Plan vorbildlich und tapfer finden, reagieren andere verärgert, weil um dieses „Kapitalistensöhnchen“ so viel Aufwand betrieben wird. Michael quält sich eine Nacht mit dem Entschluss, dann will er die Sache möglichst noch am selben Tag hinter sich zu bringen. Er fährt in die Klinik und schafft es sogar, beim Professor vorzusprechen. Der Arzt lehnt diesen Plan ab, erstens sei eine solche Operation nicht möglich und zweitens gebe es für Jochen wahrscheinlich eine andere Behandlungsmethode. Michael ist enttäuscht; zuerst wollte er seinem Mitschüler nur helfen, später wurde es ihm wichtig, endlich und vielleicht ein einziges Mal in seinem Leben etwas Sinnvolles zu tun. Es kommt zu einem Streit zwischen Claudia und ihm: Kann der Mensch in seinem Leben etwas Sinnvolles leisten oder ist alles sinnlos? Michael findet eine Lösung:
Das ist es eben, was wir falsch machen. Wir wollen immer etwas Großes tun und das geht nicht. Aber die kleinen Dinge müssen auch getan werden, und die können wir doch tun. (…) Und für einander da zu sein, wenn wir in Schwierigkeiten sind, ist nötig. Und zu Jochen gehen und mit ihm reden und ihm beistehen, ist nötig. Und das ist, glaub ich, gar nichts Kleines mehr, wenn wir versuchen, ihn über seine Probleme hinwegzubringen. Ich denke mir das ziemlich schwer. Aber es wird uns vielleicht gelingen, nicht wahr? (S. 132)
Das zentrale Thema dieses Buches ist die Gegenüberstellung der verschiedenen Lebensanschauungen und Ziele: auf der einen Seite die selbstbezogen denkenden Menschen und auf der anderen Seite die „Weltverbesserer“. Beide Lebenshaltungen versagen. Es bleibt die Einsicht von Michael und Claudia. Die unterschiedlichen Personen stellen sich zwar alle vor, was es bedeuten könnte, blind zu sein, doch die Blindheit ist in der Geschichte nur ein austauschbarer Aufhänger, um die verschiedenen Lebenshaltungen gegeneinander abzuwägen. Jochens Blindheit wird nur einmal, kurz nach seinem Unfall, geschildert.