Kuijer, Guus: Tina und die Kunst, sich zu verlaufen
TIN TOEVALEN DE KUNST VAN VERWALEN
Ravensburg : Maier, 1989
125 S.
Kinderroman
Ferdinand fordert seine Freunde Tom und Tina auf, durch Tasten herauszufinden, was sich in seinem Karton verbirgt. Daraus ergeben sich Gespräche über das Sehen und Nichtsehen.
Später schlägt Tina ihren Freunden Tom und Ferdinand vor, sich zu verlaufen. Am besten ist, so überlegen sie, sei es, mit geschlossenen Augen zu laufen. Doch damit sie nicht an Hindernisse stoßen, soll abwechselnd immer einer die Augen aufhalten. Die Methode funktioniert, sie gelangen tatsächlich in einen Stadtteil, den sie nicht kennen.
Tom und Ferdinand genügt das viele Verlaufen, doch Tina will weiter und versteckt sich in einem Umzugswagen, der in eine andere Stadt fährt. Die Fahrt dorthin ist lang und dunkel. Tina vertreibt sich die Zeit damit, die Kartons auszupacken und die Gegenstände zu ertasten.
Mittlerweile machen sich die Väter auf die Suche nach ihren Kindern, eine verrückte und abenteuerliche Reise durch die halben Niederlande beginnt, wobei die Kinder immer wieder verschwinden. Tina wird von den Möbelpackern entdeckt und in einen Zug nach Hause gesetzt. Im Zug macht Tina, die mehrfach behauptet hat, sie hätte eine blinde Oma, tatsächlich die Bekanntschaft mit einer blinden alten Dame. Tina kann es erst nicht glauben.
Sie hält mehrere Finger hoch, die Frau soll die Anzahl sagen. Auch Tina versucht es mit geschlossenen Augen und findet es schwerer als gedacht. Zudem fängt sie an zu fragen, ob die blinde Frau allein ihre Zähne putzen könne und ob sie nachts im Dunkeln auf die Toilette finde.
Tina nennt die alte Dame „Oma“. Diese wehrt sich zunächst dagegen, von Tina als Oma vereinnahmt zu werden, findet dann aber doch Gefallen an ihr. Sie nimmt Tina mit zu sich nach Hause. Dort hören sie in den Nachrichten, dass Tom von einem Elefanten entführt wurde. Die alte Dame beschließt, Tom zu suchen. „Ich bin sehr gut im Elefantenfinden!“, ruft Oma (S. 93)
Auf der Suche gelangen sie in einen Wald. Die alte Dame verblüfft Tina, weil sie vieles hören und riechen kann. Aber sie hat auch Probleme, die sie allerdings nicht dazu bringen können, aufzugeben.
Oma stapft durch den Wald. Tina bemüht sich, gut auf Oma aufzupassen. Das ist nicht so einfach, denn Oma stolpert über alles. Mal über eine Baumwurzel, dann wieder über eine leere Dose. Dann über ein Geweih. Man kann sich nicht vorstellen, über was Oma alles stolpert.
„Nicht so schnell, Oma! Vorsicht, Oma! Paß doch auf!“, ruft Tina.
„Wenn man alt und blind ist, muß man ein bißchen vorsichtiger sein“, keucht Tina.
„Fang du nicht auch noch damit an!“, ruft Oma aus. „Alle wollen sie, daß ich zu Hause sitze und handarbeite. Ich denk nicht daran!“ (S. 104)
An einem See finden sie den Elefanten mit Tom. Der „Oma“ gelingt, was die Polizei nicht schafft. Durch Zureden kann sie das Tier beruhigen und ihm das Kind abnehmen.
Sehen und Nichtsehen sowie Vorstellungen über Blindheit sind die zentralen Themen dieses Buches. Immer wieder finden Gespräche über Blindheit statt. In verschiedenen Situationen machen die Kinder Erfahrungen mit dem Nichtsehen.