Little, Jean: Alles Liebe, deine Anna
FROM ANNA, 1972
München : Deutscher Taschenbuchverlag, 1982
158 S.
Kinderroman
Die Geschichte beginnt 1933 in Deutschland. Anna ist die Jüngste der Familie, ihre vier älteren Geschwister machen sich häufig über sie lustig, weil sie so tollpatschig ist. Auch ihre Mutter tadelt ihre Ungeschicklichkeit und nennt sie nur selten ihr „allerliebstes Kind“, obwohl sie das sonst öfter zu dem einen oder anderen Kind sagt.
Noch schlimmer ist es in der Schule, Anna kann die Buchstaben nicht erkennen, sie sehen alle gleich aus und tanzen. Die anderen Kinder scheint das nicht zu stören und Anna schämt sich so sehr, dass sie, wenn sie an die Tafel gerufen wird, keinen Laut herausbringt.
Da die Familie sich mit der nationalsozialistischen Ideologie nicht arrangieren will, wandert sie nach Kanada aus. Anna empfindet dies als zusätzliche Belastung, denn als Einzige aus der Familie kann sie kein Englisch. In ihrem Leben ist ihr noch nicht viel gelungen, deshalb traut sie sich nicht zu, Englisch zu lernen. Sie fürchtet, sich auch damit zu blamieren. Außerdem ist ihr die Sprache unsympathisch, nachdem ihr Bruder angefangen hat, sie „Akward Anna“ zu nennen.
In Kanada müssen alle Kinder von einem Arzt untersucht werden und dabei stellt sich heraus, dass Anna kaum sieht. Die Eltern sind überrascht. Anna bekommt eine Brille, mit der sie viel mehr sieht als vorher, aber nicht alles. Deshalb kommt sie in eine Sonderklasse für sehbehinderte Kinder.
In dieser Klasse taut Anna nach und nach auf. Die Lehrerin und auch die Kinder sind freundlicher, die neue Brille und die Unterrichtsmaterialien machen es ihr leichter. Nun fällt ihr auch das Lernen nicht mehr so schwer.
Rechnen war nicht schwierig. Die Zahlen waren in diesem Klassenzimmer groß und deutlich und verhielten sich ruhig, wenn man sie ansah. (S. 80)
Am Ende kann Anna, das angeblich ungeschickteste Kind der Familie, die Eltern am Heiligabend mit einem selbstgeflochtenen Korb überraschen. Nun hat sie auch das Selbstbewusstsein, vor den anderen Englisch zu sprechen.
„Meine Anna ist etwas ganz Besonderes“, dachte Papa, als er in ihr verzücktes Gesicht blickte. „Ich habe es die ganze Zeit gewußt.“
Anna freilich dachte nicht an die alten Geschichten. Sie hatte vergessen, daß sie Akward Anna gewesen war oder daß sie für Miß Williams eine „Herausforderung“ war. Sie kostete auch nicht den Augenblick aus, wo sie endlich Mamas „allerliebstes Kind“ geworden war. In ihrem Herzen war Weihnachten. (letzte Seite)