Luthmer, Konrad: Die Geschichte meiner Erblindung

Eigenverlag, 1897
106 S.
Autobiografie

Konrad Luthmer war Hauptmann, als er bei einem Manöver so unglücklich getroffen wurde, dass er erblindete. Nach seiner Ansicht waren zwei Männer für dieses Unglück verantwortlich: der Reserveoffizier Diehl, der nach Luthmers Ansicht völlig ungeeignet für seinen Beruf war, und dessen Vorgesetzter, der Luthmers frühere Beschwerden nicht ernst nahm. Er setzte Diehl beim Manöver ein, wo Diehl den fatalen Kanonenschuss anordnete. Ein schnell einberufenes Militärgericht stellt aber nur eine geringe Schuld Diehls fest und kommt zu dem Schluss, dass das Ganze eine Verkettung unglücklicher Umstände war und Luthmer zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sei.
Luthmer kann das nicht akzeptieren und kämpft jahrelang um eine Wiederaufnahme des Verfahrens; er provoziert Vorgesetzte und fordert Diehl zum Duell heraus, um seine angegriffene Ehre zu verteidigen. Natürlich weiß er, wie sehr ihn die Blindheit dabei benachteiligt. Das nimmt er in Kauf, vielleicht auch weil er Diehl gar nicht für satisfaktionsfähig hält. Diehl lehnt tatsächlich mit Hinweis auf seinen Familienstand ab.
Da Luthmer nicht weiß, wie er zu seinem Recht kommen und seine Ehre wiederherstellen kann, schreibt er dieses Buch und hofft, damit wahrgenommen zu werden.
In weiten Teilen des Buches geht es um die Schuldfrage, die Ehre, militärische Abläufe und juristische Fragen. Mit seiner Erblindung beschäftigt Luthmer sich nur indirekt. Sie ist ein Grund, Diehl anzuklagen. Andererseits vermutet Luthmer, dass Diehl seine Blindheit ausnutzen will, weil der dem blinden Luthmer respektlos gegenübertritt, was er sonst bei einem ranghöheren Militärangehörigen nicht gewagt hätte.
Am Ende des Buches geht er auf sein Leben als blinder Mensch ein. Auf der einen Seite beklagt er sein Leben als nutzlos und spricht von der Hoffnung auf einen frühen Tod.
Andererseits betont er, dass er nie an Suizid dachte, dass er die Blindheit ohne Klagen und in Gottvertrauen akzeptierte und sogar positive Seiten darin sehen kann. So hat er seit seiner Erblindung mehr Zeit zum Nachdenken.
Aber er erkennt auch das Problem, dass viele blinde Menschen in ihrer Erwerbstätigkeit eingeschränkt sind und darüber hinaus Kosten haben, weil sie Unterstützung brauchen. Luthmer engagierte sich übrigens in der deutschen Blindenselbsthilfe und war einer der Vordenker des Blindengeldes.

 

Zurück