Montalembert, Hugues de: Das geraubte Licht

LA LUMIERE ASSASSINE, 1982
Zürich : Schweizer Verlagshaus, 1987
263 S.
Autobiografie

Der Maler Montalembert wurde 1978 in seiner New Yorker Wohnung überfallen. Die Einbrecher schütteten ihm Säure ins Gesicht, die seine Augen zerstörte. Montalembert schildert die Zeit im Krankenhaus und später die Besuche im Lighthouse, einer Einrichtung, in der blinde Menschen beraten werden und Kurse belegen können, unter anderem Punktschrift und Mobilitätskurse. Er beschreibt, wie er lernt, sich in seiner Umgebung zurechtzufinden. Während der Zeit hat er immer noch Hoffnung auf Heilung und wird dabei von seiner damaligen Freundin unterstützt, die Arzttermine bei berühmten Ärzten macht und ihn zu Operationen drängt.
Schließlich erfährt er, dass auch der beste Arzt ihm nicht helfen kann. In der Zeit zieht sich auch seine Freundin von ihm zurück. Montalembert verlässt New York und lebt in den darauffolgenden Monaten auf einer asiatischen Insel.
Im Klappentext heißt es:

Dies ist die Geschichte seiner anfänglichen Hoffnung auf Heilung, seiner Verzweiflung und der schließlichen Überwindung seines doppelten Verlustes: dem seines Augenlichtes und dem seines Glaubens.(Klappentext)

Montalembert selbst schreibt gegen Ende seiner Autobiografie:

Die Panik der ersten Tage, als ich noch der Hoffnung nachrannte, die aus der Leere der Nacht geboren war, ist völlig verschwunden. Die Stunden der Stille, der Poesie, des Nachdenkens sind jetzt auch ein Bestandteil meines Lebens. Ein unnützes Leben, ein egoistisches Leben, ich werde ohne Kinder sterben, ohne der Welt etwas geschenkt zu haben, ein paar Bilder ausgenommen und ein paar unvollkommene Filme. Aber wenn man am Fuß des Vulkans lebt, dann werden solche Fragen viel weniger drängend. Und das immerwährende Klagelied, das das Meer unter meinem Fenster immer wieder singt, es betäubt. (S. 261).

In der Autobiografie gibt es immer wieder religiöse Betrachtungen. Montalembert kommt aus katholischem Elternhaus und ist später zeitweise Anhänger des Voodoo-Kultes. In den ersten Kapiteln taucht immer wieder sein Priester Aho auf, den er in Afrika kennengelernt hat. Er versorgt ihn mit Lebensweisheiten und hilft ihm so in schwierigen Situationen. Aho ist allerdings für die anderen Menschen weder zu hören noch zu sehen.
Der Überfall und die Blindheit werden als voraussehbares Schicksal dargestellt. Montalembert fühlte sich schon zuvor unerklärlich bedroht und schildert, wie er kurz vor dem Überfall eine Frau malen wollte, doch beim Malen wurde die Frau zu einem Mann. Besondere Schwierigkeiten bereiteten ihm die Augen, als das Bild fertig war, sahen sie aus wie mit einer Haut überzogen. Rückblickend bezeichnet er das Bild als eine Art Selbstporträt.

 

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