Müller, Bea: Deine Augen können lügen
Jena : Verlag Neue Literatur, 2004
252 S.
Roman
Jenny, Eislauflehrerin Anfang dreißig, ist auf der Suche nach dem Mann fürs Leben. Sie ist zwar mit Moritz, dem Bruder ihrer Freundin Miranda, zusammen, aber das ist nur eine Kompromisslösung.
Auf einem Stadtbummel hört sie Musik, sie ist sofort fasziniert von dem unbekannten Musiker. Sie geht der Musik nach, und als sie den Mann am Keyboard sieht, findet sie ihn wirklich attraktiv. Allerdings wundert sie sich, dass er die Passanten nie wirklich ansieht, bis ihr klar wird, dass er blind ist.
Er trug gar keine Sonnenbrille, sondern er war blind. G-a-n-z-e-i-n-f-a-c-h-b-l-i-n-d und dabei spielte er wie ein Gott. Wie war das möglich?
Jenny erschrak nicht, sie war nur überrascht. Sie blieb innerlich ruhig und konnte weiterhin alles an ihm lieben. (S. 17)
Sie betrachtet ihn ungeniert, bis der blinde Musiker sie anspricht. Er heißt Roman und lädt sie zum Essen einlädt. Sie will wissen, weshalb er gerade sie ansprach, und er begründet es mit dem Duft ihres Parfums. Dem gemeinsamen Essen folgen weitere Treffen, Jenny bewundert, wie gut er die verschiedenen Situationen meistert. Sie werden ein Paar.
Trotzdem verband Jenny mit Roman nur eine Liaison. Darüber war sie sich von Anfang an immer im Klaren. Sie wollte nicht wirklich mit einem Blinden zusammenleben. (S. 92)
Dafür hätte ihre Umwelt auch keinerlei Verständnis, so sagt ihre Freundin Miranda:
„Lieber würdest du dich aus Mitleid in einen Blinden verlieben, als einen kerngesunden reichen Mann wie meinen Bruder Moritz zu heiraten.“ (S. 22 f.)
Roman erzählt ihr, dass er vor zehn Jahren durch einen Unfall erblindete, etwas später sei seine Frau bei der Geburt des Sohnes gestorben. Diesen Sohn, Tom, lernt Jenny zunächst nicht kennen.
Dann sieht sie Roman eines Tages zufällig in der Stadt, er fährt Auto und kann offensichtlich sehen. Sie fühlt sich hereingelegt und beendet die Beziehung.
Zwei Tage später sitzt sie mit seinem Sohn im Restaurant, Tom hatte sie angerufen und um ein Treffen gebeten. Der Junge trägt eine dunkle Brille, genau wie sein Vater. Jenny fordert ihn auf, die „alberne Brille“ abzunehmen, aber Tom antwortet, er sei im Gegensatz zu seinem Vater wirklich blind. Und er erklärt ihr, weshalb der Vater die Blindheit vortäuschte.
„Mein Vater wollte mir nur beweisen, dass man auch mit einer Behinderung, wie ich sie habe, eine tolle Frau kennenlernen kann.“ (S. 101)
Jenny glaubt ihm nicht. Erst als der Junge das Lokal verlässt und der Wirt völlig panisch reagiert, folgt Jenny dem Kind und sieht Tom mitten auf der Fahrbahn. Jetzt begreift sie, dass er wirklich blind ist. Sie holt ihn von der Fahrbahn und übergibt ihn seinem Vater, dabei fühlt sie sich schuldig. Tom nutzt das aus und sagt, er habe drei Wünsche bei ihr frei. Toms Ziel ist es, die Beziehung zwischen Jenny und seinem Vater wieder zu kitten. Deshalb wünscht er sich, während einer Fortbildung seines Vaters zwei Wochen bei Jenny wohnen zu dürfen. Jenny stimmt zu, aber das Zusammenleben ist zunächst einmal nicht harmonisch, sie ist oft ärgerlich auf ihn, unter anderem, weil er eine teure Bodenvase zerschlägt.
Jenny entführte den Jungen in die Eishalle mit dem Hintergedanken, dass er sie dort wie ein Jammerlappen anflehen würde, sobald er die Schlittschuhe unter seinen Füßen spürte. Dann wollte Jenny ihn eine Weile zappeln lassen. Gnadenlos! (S. 139 f.)
Aber als Tom auf dem Eis tatsächlich panische Angst bekommt, ändert sie ihre Meinung und sie schließt den Jungen in ihr Herz. Die neue Harmonie wird nur von außen gestört: Aggressive Jugendliche bedrohen und beleidigen Tom, und Toms Oma spricht ihr die Fähigkeit ab, für ein blindes Kind zu sorgen. Aber alle Probleme lassen sich lösen und am Ende sind Roman und Jenny tatsächlich ein Paar.