Alexander, Bruce: Hinter geschlossenen Türen

BLIND JUSTICE, 1994
München : Goldmann, 1996
5. Auflage
348 S.
Roman

1768 kommt der dreizehnjährige Jeremy (Ich-Erzähler) aus einem kleinen englischen Dorf nach London. Seine Eltern sind verstorben, und da er bei seinem Vater das Druckerhandwerk gelernt hat, hofft er in der Stadt eine Anstellung zu finden. Stattdessen wird er jedoch das Opfer von kleinkriminellen Betrügern, die ihm einen Diebstahl unterschieben und ihn so vor Gericht bringen.
Der Richter, John Fielding, trägt eine schwarze Augenbinde, und Jeremy erkennt, dass er blind ist. Jeremy ist sehr beeindruckt von dem blinden Mann. Der Richter hört zum Beispiel, aus welchem Ort Jeremy stammt und erkennt, dass der Hauptbelastungszeuge unter falschem Namen auftritt. Er hatte ihn vor längerer Zeit in einem anderen Prozess verurteilt und nun an der Stimme wiedererkannt.

Sir John rief die Anwesenden mit dem Hammer zur Ordnung, beugte sich vor und sagte zu dem Mann, der vor ihm stand: „Glauben Sie, Sir, daß ich, weil ich nicht sehen kann, mein Gedächtnis verloren habe? Für jemanden wie mich ist die menschliche Stimme ein so sicheres Merkmal zur Unterscheidung von Menschen wie für andere das Gesicht. Vielleicht noch sicherer (…) (S. 24)

Damit ist der Zeuge für das Gericht unglaubwürdig und Jeremy wird freigesprochen. Doch der Richter lässt ihn nicht laufen, sondern für sich arbeiten. Jeremy begleitet den Richter, der auch Ermittler ist, bei vielen Gängen und liefert ihm die Beschreibung der Dinge, die der Richter nicht sieht.

„Jeremy, ich möchte, dass du dir diesen Raum gründlich ansiehst und nach Plätzen Ausschau hältst, an denen sich ein ausgewachsener Mann verstecken könnte: ein Alkoven, ein Wandschrank oder eine Truhe.“ (S. 88)  

Am Ende des Romans hat Jeremy das erste Mal erlebt, wie der Richter mit seiner Hilfe einen Mord aufklärt.
John Fielding (1721–1780) war tatsächlich blinder Richter in London. Er setzte sich für eine konsequente Strafverfolgung ein und engagierte sich gleichzeitig für Resozialisierungsmaßnahmen für jugendliche Straftäter. Er war bekannt dafür, dass er zahlreiche Kriminelle an der Stimme erkannte.

 

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