Raabe, Wilhelm: Das Horn von Wanza
Weimar : Gustav Kiepenheuer
Ersterscheinung 1881
258 S.
Roman
1869 wandert ein Student in eine Kleinstadt im Harz, um Kontakt zu einer unbekannten Tante aufzunehmen. Er hofft, er und seine Familie könnten im Testament von ihr bedacht werden, wenn sie sich rechtzeitig in Erinnerung bringen. Er wird freundlich empfangen und bleibt einige Tage. Dabei lernt er auch die Freunde seiner Tante kennen, den Nachtwächter Marten und Fräulein Thekla.
Als der Student das erste Mal bei seiner Tante eingeladen ist, merkt er, dass die alte Dame blind ist. Es heißt, sie habe sich „bis auf die Augen gut konserviert“ (S. 133). Sie wird häufig als „die Blinde“ bezeichnet, die Blindheit scheint aber keine Bedeutung für die Frau zu haben. Es ist eine Alterserscheinung, über die nicht geredet wird und die sie auch nicht sehr einschränkt. Sie lebt allein, unterstützt von dem ihr treu ergebenen Marten und ihren Nachbarn. Der Schicksalsschlag ihres Lebens war nicht ihre Erblindung, sondern der Tod ihres Bräutigams vor 50 Jahren.
Die Tante und ihre beiden alten Freunde nutzen den Besuch des jungen Mannes, um sich an die Vergangenheit zu erinnern. Das Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart ist das Thema der Erzählung.