Reynolds, Jason: Brüder

AS BRAVE AS YOU 2016
München : Deutscher Taschenbuchverlag, 2020
378 S.
Kinderroman

Die Brüder Ernie und Genie sollen vier Wochen bei ihren Großeltern verbringen, die sie nur vom Telefonieren kennen. Der Vater der beiden Jungen ist nicht gut auf seinen Vater zu sprechen, aber nun brauchen die Eltern einige Wochen für sich, um ihre Eheprobleme zu klären. In der Zeit sollen die beiden New Yorker Stadtkinder aufs Land.
Die Geschichte wird aus der Sicht des zehnjährigen Eugene, genannt Genie, erzählt. Genie will immer alles wissen, interessiert sich für Wissenssendungen und trägt stets ein Notizbuch mit sich herum, in das er alle Fragen einträgt, die er demnächst googeln will. Ernie, der Ältere, interessiert sich nur für Karate und Mädchen. Er trägt ständig eine Sonnenbrille, weil er es cool findet. Seine Mutter besteht darauf, dass er sie zumindest im Haus abnimmt.
Gleich die erste Begegnung mit den Großeltern wird peinlich, denn auch der Großvater trägt im Haus eine Sonnenbrille. Genie fragt den Großvater direkt, warum er die Sonnenbrille trägt, und fügt hinzu, dass sein Bruder das nicht darf. „Es ist nur so, dass Mama immer sagt, man soll im Haus keine Sonnenbrille tragen. Das verdirbt die Augen, und außerdem sieht man völlig durchgeknallt aus.“ (S. 34) Darauf antwortet der Großvater:
„Weil ich schon jetzt überhaupt nichts sehen kann und schon seit Jahren durchgeknallt bin.“ (S. 35)
Der Großvater ist vor zwanzig Jahren am grauen Star erblindet, aber er wollte nicht, dass sein Sohn mit den Enkeln darüber spricht, er wollte es den Kindern selbst sagen.
Im Haus kann sich der Opa gut orientieren, er hört viel, zählt Schritte. Genie ist das manchmal unheimlich, was der Opa bemerkt. Allerdings verlässt er das Haus nicht mehr und hat sich stattdessen einen Raum mit Glasdach, vielen Pflanzen, Kunstrasen und Käfigvögeln eingerichtet, um sich wie draußen zu fühlen. Genie fragt ihn, weshalb er das Haus nicht verlässt, aber der Opa antwortet erst ausweichend; dann erzählt er, dass er von einer giftigen Schlange gebissen wurde, die er nicht rechtzeitig sah.
Die Jungen lernen, sich bei den Großeltern und auf dem Land einzuleben, aber Genie macht sich immer viele Sorgen. Sein Verhältnis zum Großvater ist bald besonders eng. Der Opa bittet ihn, ihn nachts, wenn die anderen schlafen, über den Hof zu führen. Genie ist viel zu gut erzogen, um die Bitte des alten Herrn abzuschlagen.
An Ernies vierzehntem Geburtstag beschließt sein Großvater, ihn zum Mann zu machen, was für ihn heißt, ihm das Schießen beizubringen. Genie denkt, sein Bruder müsste begeistert sein, doch Ernie hat überraschenderweise Angst. Ein etwas zwielichtiger Freund des Opas soll den Schießunterricht übernehmen, die Sache geht schief. Ernie hält den Revolver nicht richtig; durch den Rückstoß schlägt ihm die Waffe ins Gesicht und er verliert einige Zähne. Dank der Geistesgegenwart der Oma können sie in Milch eingelegt und wieder eingesetzt werden.
Dieser Unfall führt zuerst zu vermehrtem Streit und Schuldzuweisungen, am Ende aber zu einer Aussprache der zerstrittenen Familie.

 

Zurück