Rodrian, Irene: Die Welt in meiner Hand
Würzburg : Arena, 1969
167 S.
Jugendroman
Fast zwei Jahre verbrachte die sechzehnjährige Ilse in einer Augenklinik, dann erfährt sie, dass sie blind bleiben wird. Der Professor versucht es ihr beizubringen, indem er ihr von Helen Keller erzählt. Ilse findet das nicht tröstlich.
Ich weine nicht.
Ich kann nicht mehr weinen. Es kommen einfach keine Tränen. Mir ist schlecht. Es ist heiß. Ich friere.
(…)
Er redet über Tapferkeit, Gott, davon daß das Leben weitergeht, über Schönheit, Relativität, Glück.
Ich glaube, ich habe ihn geschlagen. (S. 21)
Als sie aus dem Krankenhaus entlassen wird, ist ihre Familie in ein anderes Haus gezogen, das Ilse nicht kennt. In den ersten Tagen stößt sie überall an, dann lernt sie sich zu orientieren. Sie lernt Bodenbeläge zu erkennen und merkt sich Entfernungen.
Doch solche Erfolge täuschen nicht darüber hinweg, dass Ilse unter ihrer Blindheit leidet und sich nicht damit abfinden kann. Ihre drei Brüder kümmern sich um sie, aber sie sind nicht immer zu Hause, und vor Kontakten mit anderen Menschen fürchtet sich Ilse. Oft reagiert sie panisch, zum Beispiel wenn unbekannte Menschen an der Tür sind.
Freunde ihrer Brüder laden sie zu einer Party ein, Ilse will zuerst nicht. Sie hat Angst. Ihre Familie überredet sie und schließlich geht sie zusammen mit ihrem Bruder dorthin. Zuerst läuft alles gut, Ilse spielt Klavier und die anderen Gäste hören ihr zu. Dann verspielt sie sich, wird unsicher, kommt aus dem Rhythmus. Sie bricht ab und läuft panikartig davon. Ihr Bruder kritisiert sie dafür, sagt ihr, dass sie zu hohe Anforderungen an sich selbst stellt und nicht immer Angst haben soll, angestarrt zu werden.
Dann kommt Ilse in ein Internat für blinde Schüler. Dort fühlt sie sich nicht wohl, verweigert jede Mitarbeit. Schließlich wird sie krank und nach Hause geschickt.
Nach und nach traut sie sich wieder aus ihrem Schneckenhaus heraus. Sie besucht mit ihrem Bruder einen Tanzkurs und freundet sich mit Peter, einem Bekannten ihres Bruders, an. Die freie Zeit nutzt sie, um Maschineschreiben zu lernen.
Später startet sie einen zweiten Versuch in der Blindenschule. Diesmal ist sie motiviert und lebt sich schnell ein. Gleichzeitig hält sie Kontakt zu Peter, der ihr regelmäßig schreibt und sie besucht. Einmal lädt er sie ein, einen Ausflug mit ihr zu unternehmen, das Ziel soll eine Überraschung werden. Vor Ort drückt er ihr einen kleinen Hundewelpen in den Arm. Sie findet ihn süß und erfährt, dass es ein zukünftiger Blindenhund ist, der für sie ausgebildet wird. Peter hat alles organisiert.
Am Ende des Buches müssen sie sich trennen, denn Peter, der Architektur studiert, geht für zwei Jahre nach Amerika.
Aber Ilse hat jetzt eine Perspektive, sie hat einen Führhund in Aussicht, weiß, dass Peter sie liebt und in zwei Jahren wiederkommt. Auch ist sie jetzt motiviert, sich für einen Beruf zu entscheiden.