Rutgers, An: Das verlorene Licht

HET LICHT IN JE OGEN
Hamburg : Friedrich Oetinger, 1980
Deutsche Ersterscheinung 1957
156 S.
Kinderroman

Der knapp dreizehnjährige Kees begegnet auf einer Radfahrt einer Gruppe blinder Jugendlicher. Das macht ihn nachdenklich; er überlegt, wie sie ihren Alltag gestalten und spricht mit seinem Vater darüber.


„Ich möchte lieber tot als blind sein“, sagte Kees und dachte an all das, was er an diesem Nachmittag gesehen hatte.
„Du kannst doch gar nicht mitreden“, sagte sein Vater. (S. 12)


Wenige Wochen später fällt Kees in eine Kalkgrube und verätzt sich die Augen. Als er aus dem Krankenhaus entlassen wird, kann er kaum noch sehen.


Vater und Mutter halfen ihm hinüber. Drinnen verschwand alles im Halbdunkel. Er erkannte die vertrauten Umrisse, die Fenster mit dem dunklen Schimmer der Blumen davor, doch er konnte nicht erkennen, was dicht vor ihm war.
Das hatte der Arzt schon angedeutet. „Du wirst peripherisch sehen können“, hatte er gesagt. Das war auch so ein schönes Wort: peripherisch. Das bedeutete, daß er die Dinge ringsum sehen konnte, aber nicht das, was vor ihm war. (S. 35)


Er versucht, in seiner alten Schule Anschluss zu finden. Sein Freund Gerd, der ein gelähmtes Bein hat, unterstützt ihn dabei, indem er mit ihm zu Hause übt. Das reicht aber nicht und Gerd erklärt ihm, dass er jetzt Punktschrift lernen muss und eine Schule für blinde Kinder besuchen sollte. Kees lehnt das ab, gibt seinem Freund aber insgeheim Recht.
Schließlich kommt er in ein Internat für blinde Kinder und Jugendliche. Dort lernt er ganz unterschiedliche Kinder kennen, solche, die er mag und solche, mit denen er sich nicht versteht. Es gibt Streit, Raufereien, Mutproben und Versöhnungen.
Während die anderen Kinder die Punktschrift schon beherrschen, muss er sie erst noch lernen. Das fällt ihn schwer, er wird ungeduldig, aber sein Lehrer ermutigt ihn. Nach und nach lernt er die Schrift. Sein großes Problem ist jedoch, dass er immer schlechter sieht. Er versucht es zu überspielen, doch sein Lehrer merkt es und spricht ihn darauf an. Er rät ihm, sich und den anderen nichts vorzumachen. Es fällt Kees schwer, die Tipps der Lehrer zu akzeptieren.


„Arbeite an dir selbst, mach’s besser! Das Gleiche hatte ihm Herr van der Veer neulich auch gesagt. Als ob das so einfach wäre. Die hatten alle gut reden, sie waren nicht blind – und die wollten einen erziehen?! (S. 102)


Dann werden seine Augen noch einmal untersucht, diesmal gibt es Hoffnung auf eine Hornhauttransplantation. Das Warten auf ein Spenderorgan ist zermürbend – für ihn eine emotionale Achterbahnfahrt, auf die er teilweise mit Wutanfällen reagiert.  
Das Buch endet damit, dass ein Operationstermin feststeht.

 

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