Saager, Adolf: Die Rettung

in: Kalender für Blindenfreunde
Berlin 1926
S. 81–93
Kurzgeschichte für Kinder

Emil, Sohn wohlhabender Eltern, ist ein eigenwilliges Kind, dem die Mutter nichts abschlagen kann. Sie findet immer wieder Entschuldigungen für sein aggressives Verhalten anderen Kindern gegenüber. Stolz stellt sie fest, dass er schöne Bilder malt und gut Geige und Klavier spielt. Sie sieht schon einen berühmten Künstler in ihm. Doch dann beginnt er, sich für Technik und Chemie zu interessieren und vernachlässigt Musik und Malerei. Die Mutter ist enttäuscht, tröstet sich aber damit, dass er ein großer Forscher werden kann.
Bei einem seiner Experimente kommt es zu einer Explosion, bei der Emils Augen verletzt werden. Er kann nur noch hell und dunkel unterscheiden, hofft aber, dass er mit der Zeit wieder sehen kann. Ärzte und Eltern lassen ihn in dem Glauben. Nach und nach wird Emil aber immer skeptischer. Als er merkt, dass seine Mutter einsilbig wird, wenn es um seine Augen geht und oft auch nur mühsam ein Schluchzen unterdrücken kann, wird ihm seine Erblindung bewusst. Er wird schwieriger, lässt kaum noch Leute an sich heran und ist noch launischer und aggressiver als früher. Besonders unwillig reagiert er auf Versuche, ihm die Brailleschrift beizubringen. Sein Privatlehrer, den die Eltern nach seiner Erblindung eingestellt haben, ist machtlos, und so ringen sich die Eltern dazu durch, ihn in eine Blindenanstalt zu geben. Hier erlebt Emil, dass andere Blinde weder unglücklich noch unselbstständig sein müssen. Er entwickelt neuen Lerneifer und beginnt wieder zu musizieren. Nur seiner Mutter fällt es zunächst noch schwer, sich mit dieser Entwicklung abzufinden. Sie hatte sich schon darauf eingestellt, ihr Leben lang für ihren Sohn zu sorgen.
Der Privatlehrer zeigt ihr aber eine neue Aufgabe. Sie will nun dafür sorgen, dass auch blinde Kinder aus armen Familien die Anstalt besuchen können.

 

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