Bieler, Manfred: Der Mädchenkrieg
München : Deutscher Taschenbuchverlag 1983
Deutsche Ersterscheinung 1975
566 S.
Roman
Der Roman spielt in den 1930er und 1940er Jahren. Im Mittelpunkt stehen die Schwestern Christine, Sophie und Katharina Sellmann. Zu ihrer Familie gehört zudem ihr kleiner Bruder Heinrich, der seit seinem vierten Lebensjahr blind ist. Seine Pupillen entzündeten sich bei einer Masernerkrankung.
Ein Geschäftsfreund des Vaters lernt den Jungen kennen, er wundert sich erst über die Sonnenbrille des Jungen, später bemerkt er, dass die Mutter dem Kind alles beschreibt und ihn vieles abtasten lässt. Der Geschäftsfreund kümmert sich um den Jungen und lädt die Familie nach Prag ein, wo sein Schwiegersohn Augenarzt ist. Dabei stellt sich heraus, dass bei Heinrich eine Hornhauttransplantation durchgeführt werden kann, allerdings muss die Familie auf ein geeignetes Spenderorgan warten und dann schnell ins Krankenhaus. Deshalb zieht die gesamte Familie nach Prag. Ursprünglich wollte sie dort nur bis zur Operation wohnen, doch sie bleibt bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.
Mit dem Umzug nach Prag beginnt die eigentliche Geschichte, Heinrich kommt allerdings in weiten Teilen nicht vor. Er wird einige Male beiläufig erwähnt. Einmal wird zum Beispiel beschrieben, wie Heinrich während eines Ostseeurlaubs weiße Kiesel sammelt und seine Mutter ihn in dem Glauben lässt, es seien Bernsteine.
Endlich findet sich ein Spenderorgan, der Arzt operiert erst das eine Auge und Monate später das andere. Von da an kann Heinrich sehen, braucht aber noch eine starke Brille.
Als Heinrichs Schwester Christine das erste Mal die Familie ihres Verlobten besucht, erzählt sie ihr von der früheren Blindheit des Bruders und dass er nach seiner Heilung oft enttäuscht war, weil die Welt viel schmutziger und grauer aussieht, als er sie sich vorgestellt hat.
Die Geschichte rührt den Schwiegervater, die Tante des Verlobten findet es dagegen abstoßend, so eine Mitleid erregende Geschichte bei der ersten Begegnung zu erzählen.
Insgesamt kommt Heinrich in dem 566 Seiten dicken Roman nur wenig vor, seine Blindheit noch weniger thematisiert, was auch daran liegt, dass er im ersten Drittel geheilt wird.