Sophokles: Antigone

in:  Joachim Schondorff (Hg.): Antigone
Nördlingen : Langen Müller, 1983
Uraufführung 441 v. Chr.
S. 39–74
Tragödie

Eteokles und Polyneikes, Ödipus‘ Söhne, haben sich im Krieg gegenseitig umgebracht. Kreon, der neue Herrscher, lässt Eteokles mit alles Ehren begraben, Polyneikes aber soll unbeerdigt den Vögeln und Hunden überlassen werden. Wer ihn dennoch beerdigt, soll getötet werden. Antigone, Schwester der beiden Brüder, will sich diesem Verbot nicht fügen und fordert ihre Schwester Ismene auf, mit ihr zusammen Polyneikes zu begraben. Ismene lehnt ab, in der Familie habe es schon genug Unglück gegeben. Ödipus hatte sich die Augen ausgestochen, nachdem er erfuhr, dass er seine eigene Mutter geheiratet hatte; die Mutter nahm sich daraufhin das Leben und nun sind auch noch die Brüder tot.
Antigone lässt sich von ihrem Plan nicht abbringen, sie fühlt sich den Traditionen und den Gesetzen der Götter mehr verpflichtet als den Gesetzen der Menschen. Die Beerdigung wird entdeckt und Antigone zu Kreon gebracht. Sie gibt alles zu. Jetzt bekennt sich auch Ismene zu der Tat. Sie erinnert Kreon daran, dass Antigone die Braut seines Sohnes Hämon ist. Auch Hämon will der Geliebten helfen, doch Kreon ist entschlossen, Antigone in einer Höhle verhungern zu lassen. Teiresias, der blinde Seher, kommt hinzu, geführt von einem Jungen. Er warnt Kreon, der den Seher zuerst beschimpft. Aber Teiresias steht in dem Ruf, noch nie geirrt zu haben, und seine Vorhersagen sind so furchterregend, dass Kreon nach einiger Zeit doch den Befehl gibt, Antigone zu befreien.
Die Befreiung kommt zu spät, Antigone hat sich in der Höhle erhängt und Hämon hat sich aus Wut und Verzweiflung erstochen. Als Eurydike, Kreons Frau und Hämons Mutter dies hört, bringt sie sich ebenfalls um. So haben sich Teiresias‘ Vorhersagen bewahrheitet und Kreon bleibt als gebrochener Mann zurück.
Teiresias schildert in seinen Vorhersagen, wie er an einem Ort, an dem sich viele Vögel versammeln, ein Brandopfer für die Götter prüft. Die Vögel sind in ungewohnter, lauter Unruhe und das Brandopfer verbrennt nicht sauber, sondern zischt, qualmt und stinkt. Sein Führer, der Junge, hat es ihm so beschrieben, und Teiresias interpretiert es als Strafe der Götter. Erst als Kreon ihn beschimpft, geht er dazu über, nicht nur Dinge zu interpretieren, sondern eine Zukunftsvorhersage zu machen. Er kündet Trauer und Leid für Kreons Haus und die Stadt Theben an.
Es gibt in dieser Tragödie zwei blinde Männer: Ödipus und Teiresias: Ödipus‘ Blindheit wird nur kurz erwähnt, seine Blindheit wird als Unglück und selbstzugefügte Strafe verstanden; Teiresias ist dagegen geachtete Autorität, mit seiner Sehergabe kann er den Menschen nützen.

(Vgl. Bertolt Brecht: Die Antigone des Sophokles)

(Vgl. Euripides: Die Phönikerinnen)

(Vgl. Walter Hasenclever: Antigone)

 

 

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