Stewart, Fred Mustard: Tor zum Leben

ELLIS ISLAND, 1983
Wien : Paul Neff, 1986
476 S.
Roman

Der Roman beschreibt die Lebenswege von sechs Frauen und Männern, die sich 1907 auf dem Zwischendeck eines Dampfers nach Amerika kennenlernen. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern Europas; jeder von ihnen hofft, in Amerika der Armut und Verfolgung zu entkommen.
Die Reisenden der ersten und zweiten Klasse dürfen in Amerika gleich an Land gehen, die Reisenden des Zwischendecks, also die Armen, müssen erst einmal in das Auffanglager Ellis Island. Dort werden sie untersucht und die Ärzte entscheiden dann, ob sie ins Land dürfen. Alle fürchten diese Untersuchung; Georgie, eine junge Irin, wird tatsächlich zurückgeschickt. Sie hat ein Trachom und der Arzt erklärt ihr, dass diese Form der Bindehautentzündung zu Blindheit führen kann und sie deshalb nicht einreisen darf. Als ihr wohlhabender Onkel davon hört, findet er eine Lösung. Georgie lässt sich zurückschicken und reist als Zweite-Klasse-Passagierin erneut ein. Als sie endgültig in Amerika ankommt, ist das Trachom so weit fortgeschritten, dass der Augenarzt ihr nicht mehr helfen kann. Sie erblindet.
Zwei Jahre später trifft sie einen ihrer alten Freunde vom Zwischendeck wieder. Er heißt Marco und hat mittlerweile eine kleine Spedition aufgebaut. Das Startkapital dazu verdiente er sich als Liebhaber einer reichen Schauspielerin. Georgie stört das nicht; sie verabreden sich, gehen ins Kino, wo er ihr die Filme beschreibt. Sie verlieben sich und wollen heiraten. Doch Georgies Verwandte halten nichts von Marco. Um ihn von ihrer Nichte fernzuhalten, lassen sie Drogen in einen seiner Laster schmuggeln und sorgen dafür, dass er von der Polizei kontrolliert wird. Er muss nach Ellis Island zurück. Georgie durchschaut die Intrige ihrer Verwandten und rebelliert dagegen.

„Das war grausam und hinterhältig. Ich habe mich nie über irgendetwas beklagt – nicht einmal, als ich das Augenlicht verloren habe. Aber Marco ist das Einzige, was ich haben wollte, und ihr habt ihn mir weggenommen. (S. 212)

Sie schafft es, Marco zu einer Flucht von Ellis Island zu verhelfen. Er kann sein nacktes Leben retten, muss aber noch einmal untertauchen. Wieder hilft ihm die reiche Schauspielerin, sie macht ihn mit einer der reichsten Erbinnen des Landes bekannt. Bei dem Gedanken an das Geld beschließt Marco, Georgie zu vergessen und heiratet die Erbin. Sein sozialer Aufstieg ist nun gesichert, er wird Politiker, bereut aber schon bald seine Entscheidung, denn die Ehe verläuft unglücklich. Er denkt öfter an Georgie und sieht sie auch wieder, als sie ihren Arbeitsplatz, eine Blindenbücherei, verlässt. Er hatte sie regelmäßig auf ihrem sicher zurückgelegten Arbeitsweg beobachtet.
Zunächst traut er sich nicht, sie anzusprechen, Georgie bemerkt aber seine Anwesenheit und erzählt es ihrer Schwester.
Schließlich spricht er sie doch an, die erste Begegnung verläuft nicht freundlich.

„Ich soll dir bei deinen Eheproblemen helfen? Scher dich zum Teufel. Erzähl mir lieber was von meiner Ehe – die nie stattgefunden hat.“ (S. 420)

Dennoch beginnen sie wieder, miteinander auszugehen. Georgies Familie warnt sie, aber Georgie hält an der Beziehung fest.

„Aber er macht mich glücklich. Ich kann doch nichts dafür, daß die Sache mit ihm aussichtslos ist – aber ohne ihn ist meine Zukunft auch nicht aussichtsreicher. Dann lieber ein kleines Glück jetzt und heute.“ (S. 433)

Marcos Frau, die in eine andere Frau verliebt ist, begeht Selbstmord. Marco und Georgie heiraten und bekommen drei Kinder.
In diesem Roman werden sechs verschiedene Lebensläufe erzählt, im Mittelpunkt stehen Marco und sein Freund, der später ein berühmter Musiker wird. Georgie hat eine viel kleinere Rolle und kommt in weiten Teilen des Buches nicht vor.

 

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