Strauß, Botho: Besucher
München : Deutscher Taschenbuchverlag, 1990
85 S.
Schauspiel
Die Komödie handelt von einigen Schauspielern, die ein Theaterstück proben. In dem Stück geht es um einen berühmten Naturwissenschaftler, dem man vorwirft, die Öffentlichkeit mit falschen Ergebnissen getäuscht zu haben. Dieser Naturwissenschaftler muss sich nun rechtfertigen und trifft dabei auf einen unterwürfigen Journalisten.
Gleichzeitig streiten die Schauspieler und Schauspielerinnen aber auch um das Theater und um den Realismus bzw. Nicht-Realismus im Theater. Die Rollen, die die Schauspieler auf der Bühne und im Leben spielen, vermischen sich.
In einer Nebenrolle kommt eine blinde Frau vor, die keinen Namen hat, sondern „die Blinde“ ist.
In der ersten Szene, in der sie vorkommt, lernt sie den Schauspieler Max in einer Kneipe kennen. Er bittet sie um Telefongeld, sie ist beleidigt, weil er nicht mehr von ihr will. Dann erfährt Max, dass sie blind ist und wird ganz freundlich. Aber nun lehnt „die Blinde“ ihn wegen seiner Quetschstimme ab. Max ist fassungslos.
In der zweiten Szene spielt sie im Theater mit und unterhält sich zwischendurch mit einem Zuschauer, der sich darüber beschwert, dass er im Theater sein Leben wiederfindet. Sie meint, im Theater säße das falsche Publikum.
In der dritten Begegnung kommt sie auf die Bühne und ruft nach einem Taxi. Sie erkennt Max an seiner Stimme und bittet ihn, sie über die Straße zu führen.
Kommentar von Max:
Sie weiß nicht, daß sie sich auf die offene Bühne verirrt hat. Sie weiß nicht, daß wir uns hier vor einer größeren Menschenmenge zur Schau stellen. Wenn sie es wüßte, würde sie vor Schreck tot umfallen. (S. 71)
Zuletzt wird „die Blinde“ noch einmal kurz Zeugin eines Gesprächs zwischen Max und seiner Frau Lena. Lena will wie immer von Max hören, dass er sie liebt, Max weigert sich, diesen Satz zu sagen. Dann umarmt Lena Max und „die Blinde“ warnt, dass Lena ihn töten will.