Streit, Jakob: Louis Braille. Ein blinder Junge erfindet die Blindenschrift

Stuttgart : Verlag Freies Geistesleben, 1987
110 S.
Biografie für Kinder

Der Autor erzählt – sehr frei – die Lebensgeschichte von Louis Brailles für Kinder.
Der dreijährige Louis spielt in der Sattlerwerkstatt seines Vaters und verletzt sich an einem Auge. Die Wunde entzündet sich und greift auf das andere Auge über.

Es kam der Tag, an dem Louis fragte: „Mutter, es ist schon so lange Nacht. Wann kommt die Sonne, wann kommt der Tag?“ Die Mutter nahm Louis auf den Schoß. Wie sollte sie ihm sagen, dass er für immer blind war? „Lieber Louis“, antwortete sie zögernd, „du musst lernen, mit deinen Fingern zu schauen. Spür meine Haare, spür meine Ohren, meine Nase.“ (S. 11)

Louis lernt schnell, im Haus findet er sich bald gut zurecht. Die Eltern machen sich aber Sorgen um seine Zukunft. Sie wollen nicht, dass ihr Sohn Bettler wird, deshalb lässt der Vater ihn einfache Arbeiten in der Werkstatt verrichten, wie z. B. Leder wachsen.
Ein neuer Pfarrer kommt in das Dorf und wird auf Louis aufmerksam. Er sieht ihn in der Kirche, wie er der Orgel lauscht und dabei den Kopf wiegt.

Er sah das Lächeln in seinem feinen blassen Antlitz, seine Freude an der Musik. Die langen blonden Haare umgaben seinen Kopf wie einen Lichtglanz. (S. 20)

Der Pfarrer bietet den Eltern an, das Kind privat zu unterrichten. Später kommt Louis durch die Vermittlung des Pfarrers in die Dorfschule. In vielen Dingen ist er den Gleichaltrigen voraus, aber er kann weder von der Tafel noch aus den Büchern lesen.
Eines Tages berichtet der Pfarrer von der Blindenschule in Paris und hilft Louis, dort einen Platz zu bekommen. Das Leben dort ist hart, die Räume sind feucht, die Betten klamm und die Milch wird mit viel Wasser gestreckt. Aber Louis findet einen Freund, er lernt viel und trifft schließlich Charles Barbier, der für militärische Zwecke eine Dunkelschrift entwickelt hat. Die Idee mit den tastbaren Punkten fasziniert Louis, aber er findet Barbiers Schrift zu kompliziert. Deshalb tüftelt er lange, um eine brauchbare Punktschrift zu entwickeln.
Die Schrift verbreitet sich unter den Schülern, sie schreiben sich kleine Mitteilungen in Punktschrift. Louis findet Unterstützer, die die Bedeutung der Schrift erkennen.
Nach der Schulzeit wird er Hilfslehrer am Blindeninstitut, später Organist. Seine Gesundheit ist aber schon durch die ungesunden Verhältnisse im Heim angegriffen. Er hat Tuberkulose.
Dann wird die Entwicklung der Punktschrift ausgebremst, ein neuer Direktor lehnt sie ab, verbietet sie und lässt die Bücher verbrennen. Aber es gelingt Louis, wichtige Fürsprecher zu gewinnen und den Direktor umzustimmen.
Die offizielle Anerkennung seiner Schrift und den damit verbunden Ruhm erlebt Louis Braille nicht mehr. Er stirbt zuvor an den Folgen seiner Krankheit.
Das Buch endet mit einer Auflistung späterer Ehrungen, u. a. einem Denkmal in seinem Heimatdorf und der Beisetzung im Pantheon.

(Vgl. Hélène Jousse: Die Hände des Louis Braille)

 

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