Tenberken, Sabriye: Mein Weg führt nach Tibet
Köln : Kiepenheuer und Witsch, 2000
251 S.
Autobiografie
Sabriye Tenberken erblindet als Kind und besucht zunächst eine Waldorfschule. Dort ist sie das einzige blinde Kind und bleibt Außenseiterin. Sie bekommt zwar die „größten Kuchenstücke“ (S. 122), aber nicht die notwendige Förderung.
Darum entschied ich mich, als ich zwölf war, auf das Blindengymnasium in Marburg zu wechseln. Erst da erlebte ich, dass ich eine unter vielen war und dass sich mich über meine Erfahrungen mit anderen blinden Schülern austauschen konnte. Hier wurde ich von Lehrern und Mitschülern ernst genommen und hatte bald gute Freunde, die mich nicht absonderlich fanden.
Ich lernte mit Hilfe der Braille-Schrift Lesen und Schreiben, lernte, mich mit einem Stock in fremder Umgebung zurechtzufinden, lernte Kochen, Einkaufen und zudem die verschiedensten Sportarten wie Skifahren, Reiten und Kajakfahren. Bald hatte ich das Gefühl, wenn ich nur die geeigneten Hilfsmittel benutzte und mir die entsprechenden Methoden aneignete, stünde mir die ganze Welt offen. (S. 123)
Später studiert sie Tibetologie, entwickelt eine eigene tibetische Punktschrift und reist durch Tibet. Sie will sich für blinde Kinder in Tibet engagieren, die häufig ausgegrenzt und perspektivlos leben, und will ihnen Bildung und Selbstbewusstsein vermitteln. Doch die großen Hilfsorganisationen trauen blinden Menschen das nicht zu. Deshalb entschließt sie sich, eine eigene tibetische Blindenschule zu gründen. Sie reist mit einer tibetischen Freundin durch das Land, nimmt Kontakt zu blinden Kindern und ihren Familien auf und sucht in Deutschland Spender und Partner. Dabei stößt sie immer wieder auf Misstrauen und auch auf bürokratische Hürden.
Schließlich können sie beginnen. Ein Mönch, der ein Kinderheim leitet, stellt ihnen Räume zur Verfügung. Die ersten Lehrer und Kinder ziehen ein. Die Augenärzte einer medizinischen Hilfsorganisation und eine befreundete tibetische Sozialarbeiterin vermitteln die Schüler und Schüler. Das Schulleben wird aber immer wieder von Schwierigkeiten überschattet. Der deutsche Trägerverein, dem sie sich angeschlossen hat, schickt kein Geld, es gibt Probleme mit den tibetischen Behörden, und die Zusammenarbeit mit dem Heimleiter, der das erste Haus zur Verfügung gestellt hat, funktioniert auch nicht auf Dauer. Aber mit Ausdauer und dem Mut zum Improvisieren finden sie immer neue Lösungen. Sie erhalten ein neues Haus, die Regierung beginnt sie zu unterstützen und sie gründen in Europa Vereine, die sie finanziell unterstützen.
Auf ihrer ersten Reise lernte sie Paul Kronenberg kennen, der seinen Job aufgab, um mit ihr zusammen die Schule aufzubauen. Die beiden werden ein Paar.