Walser, Alissa: Am Anfang war die Nachtmusik

München : Piper, 2010
252 S.
Roman

Der Roman schildert die Beziehung zwischen dem Arzt Franz Anton Mesmer und der blinden Pianistin Maria Theresia von Paradis.
Franz Anton Mesmer kämpft in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts um seine Anerkennung als Arzt. Seine Methode, der animalische Magnetismus, wird von den anderen Ärzten nicht akzeptiert, im Gegenzug würdigt er ihre Methoden nicht.
Mesmer hofft, dass sich das Blatt wendet, als ihn ein hochrangiger Hofbeamter aufsucht. Seine Tochter Maria Theresia ist mit drei Jahren erblindet. Sie hat Krämpfe und Zuckungen, ihre Augäpfel rollen unkontrolliert. Es sei nach einem Überfall auf das Haus passiert, berichten die Eltern. Was allerdings genau mit den Augen geschah, weiß niemand. Die Eltern hatten das Kind zu allen namhaften Ärzten gebracht, ohne Erfolg. Nun soll Mesmer es versuchen. Die inzwischen jugendliche Maria Theresia gilt als Wunderkind, die Kaiserin hat ihr eine feste Rente zugesagt.
Als Mesmer Maria kennenlernt, fällt ihm als Erstes auf, dass ihre geschwätzigen Eltern sie nicht zu Wort kommen lassen.
Nach und nach dringt Mesmer zu Maria Theresia durch und bringt sie dazu, die vielen einengenden und belastenden Kleidungsstücke und Perücken abzulegen. Dabei stellt er fest, dass ihr Kopf kahl und voller Narben ist, das Ergebnis ebenso quälender wie erfolgloser Bemühungen der anderen Ärzte. Im Vergleich dazu ist seine Methode sanft. Er gibt den Patienten Magnete, lässt Musik für sie spielen und redet mit ihnen.
Schon nach kurzer Zeit beruhigen sich Maria Theresias unruhig flackernde Augen und sie reagiert auf Licht. Sie empfindet das Licht als schmerzhaft, deshalb trägt sie meist eine Binde vor den Augen. Mesmer macht nur gelegentlich gezielte Sehübungen mit ihr.
Die Eltern schwanken zwischen Begeisterung und Entsetzen, denn ihre Tochter hat sich verändert. Ihr Klavierspiel lässt nach, sie widerspricht ihren Eltern und bildet sich eine eigene Meinung, z. B. zu ihrem Aussehen. So lehnt sie jetzt die Perücken ab.
Mesmer lädt seine Kritiker ein, sich von seinen Erfolgen zu überzeugen. Er hat mehrere Dinge vorbereitet, die Maria sehen und benennen soll. Die Fachwelt ist beeindruckt, aber nur kurz. Bei einer Wiederholung an anderer Stelle ist sie oft unsicher und erkennt nicht alle Gegenstände. Mesmer gilt nun als Betrüger, in der Stadt machen Gerüchte die Runde, Mesmer und seine Patientin hätten eine Liebesbeziehung. Die Eltern brechen daraufhin die Behandlung ab. Mesmer warnt sie und sagt ihnen, dass alle Symptome zurückkommen können.
Danach verlässt Mesmer die Stadt, um in Paris neu anzufangen. Dort trifft er Maria wieder, die inzwischen vor großem Publikum spielt.
Alissa Walser schildert Arzt und Patientin aus wechselnden Perspektiven; sie lässt offen, wie das Verhältnis wirklich war und ob die Behandlung angeschlagen hat oder nicht.
Maria Theresia ist in diesem Roman eine junge Frau, die sowohl dem Ehrgeiz der Eltern als auch den Experimenten der Ärzte ausgeliefert ist. In Mesmer findet sie das erste Mal eine Person, die sich auch für ihre Persönlichkeit interessiert.

(Vgl. Film: Mesmer)

 

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