Weihenmayer, Erik: Ich fühlte den Himmel. Ohne Augenlicht auf den höchsten Gipfel der Welt
TOUCH THE TOP OF THE WORLD, 2001
München : Malik, 2001
423 S.
Autobiografie
Als Erik Weihenmayer, geboren 1968, ein Baby war, stellten seine Eltern fest, dass seine Augen stark zitterten. Es folgten viele Augenarztbesuche, bis schließlich eine Diagnose gestellt wurde. Erik hat Retinoschisis, eine Augenkrankheit, bei der die Netzhaut nach und nach zerstört wird. Schon in seiner Kindheit kann er nur eingeschränkt sehen, als Jugendlicher erblindet er. Seine Mutter besteht darauf, dass er in alle Tätigkeiten (Haushalt, Sport) miteinbezogen wird und die gleichen Chancen hat wie andere Kinder.
„Er wird keine Klaviere stimmen, und er wird nicht im Haus herumsitzen und darauf warten, daß zum Mittagessen geläutet wird. Er wird in eine normale Schule gehen, und selbst wenn ich ihn in die Schule begleiten muß, wird er etwas lernen.“ (S. 26)
Auch als Erik die Regelschule besucht, duldet seine Mutter keine Sonderbehandlung. Eines Tages bringt er eine Arbeit mit nach Hause, für die er einen Smiley erhalten hat. Die Mutter erkennt sofort, dass es eigentlich eine schlechte Leistung ist. Sie wendet sich an die Lehrerin.
„Erik sieht schlecht. Aber er ist nicht dumm und kann bessere Leistungen als diese bringen.“ (S. 30)
In der siebten Klasse verschlechtert sich sein Sehvermögen und er kann keinen Ballsport mehr betreiben. Er schließt sich einer Gruppe Jugendlicher an, die ihre eigenen Spiele spielt.
Ihre Spiele hatten keine Regeln oder wir stellten sie im Spielverlauf auf. Manche dieser Spiele waren riskanter und verwegener als die, die ich aufgegeben hatte, doch dazuzugehören war wichtiger als die Angst vor Verletzungen. (S. 53)
Als er auf die High-School kommt, wird ihm eine Mobilitätslehrerin zu Seite gestellt. Er wehrt sich lange gegen den Mobilitätsunterricht und lässt alle Stöcke, die er erhält, verschwinden. Seine Lehrerin lässt nicht locker.
In der Zeit kommt seine Mutter bei einem Unfall ums Leben, was ihn aus der Bahn wirft.
Dann besucht eine Mitarbeiterin aus der Behörde ihn und seinen Vater und schlägt ihm vor, einen Monat lang ein Camp für blinde Jugendliche zu besuchen. Die Frau von der Behörde lockt ihn mit interessanten Hilfsmitteln, die er dort kennenlernen würde. Außerdem reizt es ihn, andere blinde Jugendliche zu treffen. Nach erster Skepsis fährt er hin.
Er lernt viel in diesem Camp, aber der Höhepunkt ist ein Ausflug in einen Kletterpark. Klettern wird seine Leidenschaft.
Es war, als ob meine Sinne endlich erwacht wären. Jeder Laut, jeder Geruch, jede Berührung waren lebendig, so lebhaft, daß es beinahe wehtat. (S. 138)
Seine Leidenschaft fürs Klettern bleibt, auch als er studiert und Lehrer wird. Sein Kletterpartner, mit dem er kleinere Berge in der Umgebung von Phoenix besteigt, schlägt ihm vor, größere Berge auszuprobieren, z. B. den Denali (Mount Mc Kinley). Erik hält die Idee erst für größenwahnsinnig, freundet sich dann aber damit an.
Zwei Jahre zuvor hatte ich mich mit der American Foundation for the Blind (AFB) in Verbindung gesetzt, einem gemeinnützigen Verein, der sich für die Blinden einsetzte. Sie bereiteten eine Aufklärungskampagne vor, um Amerika über die Fähigkeiten von Blinden zu informieren, und wollten diese Fähigkeiten mit einem dramatischen Akzent betonen. Sam und ich dachten, daß die Besteigung des Denali dieser Botschaft vollkommen entsprechen und helfen würde, Türen zur Verbesserung der Chancen von Blinden in den Schulen und am Arbeitsplatz zu öffnen. (S. 220 f.)
Dieser Besteigung, unterstützt durch den AFB, folgen weitere. Er findet ein Team, das ihn unterstützt, ohne ihm eine Sonderrolle zu geben. Auf diesen Touren nimmt er alle Arten von Strapazen, Entbehrungen und Gefahren auf sich. Erik nimmt sich vor, auf jedem Kontinent den höchsten Berg zu besteigen. Dabei wird er von seinem Vater, seinen Brüdern und seiner Frau unterstützt. Seine Frau Ellie ist Lehrerin, sie haben sich bei der Arbeit kennengelernt. Das Buch endet mit der Geburt seiner Tochter.
(Vgl. Sabriye Tenberken: Das siebte Jahr. Von Tibet nach Indien)