Bjarnhof, Karl: Das gute Licht

DE GODE LYS
Gütersloh : Bertelsmann, 1958
318 S.

Autobiografie

Der zweite Teil der Autobiografie beginnt mit dem Eintritt in das Blindeninstitut. Es war Karl Bjarnhofs Wunsch, nach der Schule in dieses Institut zu kommen, er hatte viele Hoffnungen damit verbunden.
Die Ankunft ist enttäuschend, der Umgangston der Schüler ist rau. Während er im Bett liegt und sich schlafend stellt, unterhalten sich die anderen über ihn.

„Ja, heute Abend soll er in Frieden gelassen werden“, sagten sie im Chor.
„Aber natürlich soll er gequält werden“, sagte einer, „sonst wird ja nie ein Mensch aus ihm. Wir wollen sehen, ob er Angst hat.“ (S. 20)

Er hat Angst, aber die Jungen machen ihre Drohungen nicht wahr, er wird nicht gequält. Trotzdem ist das Anstaltsleben hart. Die Institutsregeln sind streng, das Essen ist schlecht und er wird nie satt. Noch schlimmer ist aber die ständige Kontrolle. Es gibt keine Privatsphäre, auch nicht im Schlafsaal; ständig können die Jungen von den Lehrern durch Kontroll-Fenster in den Türen beobachtet werden, selbst nachts ist der Schlafraum ausgeleuchtet. Die Schüler selbst wissen nicht, wann sie beobachtet werden und wann nicht.
Karl möchte eigentlich Musiker werden, doch vorher muss er das Bürstenbinden lernen. Musikunterricht erhält er später auch noch, aber das meiste lernt er von anderen Schülern. Er findet Freunde im Institut, auch wenn er durch seinen Sehrest eine Außenseiterrolle hat. Aber er hat auch viele Kontakte zu Menschen außerhalb des Instituts. Der Sohn des Direktors, Johann, freundet sich mit ihm an und macht ihn mit seinen Freunden bekannt, unter anderem auch Künstler. Johann liest ihm alles an Literatur vor, was er auch selbst liest. Nach ein paar Jahren kann Karl sich ein bescheidenes Zimmer in der Stadt nehmen, aber er hält den Kontakt zum Institut. In der Zeit trifft er auch Lydia, ein Mädchen aus seiner Heimat. Sie werden vorübergehend ein Paar.
Nicht alle seine Freunde schaffen es, außerhalb des Instituts zurechtzukommen. Sein Freund Thomas, der mit viel Hoffnung ausgezogen ist, vereinsamt in seiner Wohnung. Er schafft es nicht, Freunde oder eine Frau zu finden. Eine Bekannte von Karl schläft ein paar Mal mit ihm, aus Mitleid, wie sie später sagt. Diese Enttäuschung verkraftet Thomas nicht. Schließlich fällt er aus dem Fenster und überlebt schwer verletzt. Keiner kann sagen, ob es ein Suizidversuch war.
Bjarnhof betont, dass es nicht die Blindheit ist, die seinen Freund scheitern lässt, sondern die beschriebenen „Nebenumstände“.
Die Autobiografie endet damit, dass der Autor vollständig erblindet. Erst setzt das Nebelsehen wieder ein und er geht zu seinem ehemaligen Augenarzt. Die Tafel kann er zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr erkennen, aber er „liest“ die bekannten Buchstabenreihen. Der Arzt lässt ihn lesen und meint dann trocken, er sei inzwischen zu Zahlen übergegangen.
Eines Tages unterrichtet Karl einen Klavierschüler und will das Licht anschalten. Er schaltet es stattdessen aus, weil es schon an war. Da merkt er, dass er gar nichts mehr sieht.

Aber ich war nicht niedergeschlagen. Ich war nicht vernichtet. Ich wunderte mich bloß. Ich wunderte mich, daß es so ganz anders war, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich wunderte mich über das Nichts. (S. 314)

 

 

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