Bogda, Helmut: Aus meinem Leben

Frankfurt am Main : Haag und Herchen, 1996
113 S.
Autobiografie

Helmut Bogda beschreibt sein Leben bis zu dem Zeitpunkt, als er seine Frau kennenlernt.
Er wächst als Waldarbeitersohn in Hinterpommern auf, seine Schulbildung ist bescheiden. Ziel ist es, so viel zu lernen, dass man durchs Leben kommt, ohne betrogen zu werden. Mit sechzehn Jahren machen ihn Freunde auf seine zunehmende Schwerhörigkeit aufmerksam, innerhalb weniger Jahre ertaubt er. Etwas später folgen die ersten vorübergehenden Sehstörungen, die Ärzte stellen Glaskörperblutungen fest, die verheilen, aber erneut wiederkommen. Helmut muss damit rechnen, ganz zu erblinden. Er erlebt den Krieg. Nach Kriegsende kommen russische Soldaten und Polen; seine Eltern, die sich einen kleinen Hof erarbeitet hatten, werden enteignet. Die Menschen verlieren in kurzer Zeit ihren ganzen Besitz, es herrscht Gewalt und Chaos. Helmut Bogda, mittlerweile vollständig gehörlos und auf einem Auge blind, schlägt sich durch. Die ersten Jahre arbeitet er noch in der Landwirtschaft, das sichert ihm wenigstens ausreichende Ernährung. Dann kommt er mit einem Flüchtlingstransport nach Deutschland (Ost). Durch harte Arbeit im Betonwerk kommt es zu weiteren Glaskörperblutungen und zur Netzhautablösung. Er lebt daraufhin in verschiedenen Krankenhäusern und Heimen, bis er 1951 ins Oberlinhaus kommt. Hier lebt er mit anderen hörsehbehinderten Menschen zusammen, lernt sich mit einem Tastalphabet zu verständigen. Außerdem lernt er Punktschrift und auf der Schreibmaschine Schwarzschrift zu schreiben. Es ist anstrengend, aber er hat den Wunsch, unabhängig zu sein. In der Werkstatt lernt er zunächst die Stuhlflechterei, sattelt dann aber auf Bürstenbinderei um, weil er damit mehr verdienen kann. Eine der Schwestern im Oberlinhaus ist seine spätere Frau, das kann man aber nur dem Nachwort und dem folgenden Band entnehmen.
Der größte Teil dieser Autobiografie beschäftigt sich mit Themen, die damals alle bewegten: Krieg, Vertreibung, Angst vor Racheakten. Nur gelegentlich wird deutlich, dass die Behinderung die allgemeine Notlage noch verschärft und unerträglich macht.

Nur den einen Wunsch hatte ich, über die Zeit zu kommen und keine neuen Glaskörperblutungen zu bekommen – sonst wäre ich geliefert! (S. 89)

Andererseits wirkt sich die Not auf seine Behinderung aus. In anderen Zeiten hätte er, dem ärztlichen Rat entsprechend, schwere körperliche Arbeit (und damit auch weitere Glaskörperblutungen) vielleicht vermieden, in diesen extremen Notzeiten hatte er keine Wahl.
Erst am Ende des Berichts stehen seine behinderungsbedingten Probleme im Vordergrund, es sind in seinem Fall die Kommunikationsprobleme und die eingeschränkten Berufsmöglichkeiten.

(Vgl. Elisabeth Bogda: Die anderen 40 Jahre)

 

 

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