Wölfel, Ursula: Jacob, der ein Kartoffelbergwerk träumte
Modautal-Neunkirchen : Anrich, 1980
296 S.
Jugendroman
Ursula Wölfel beschreibt die Lebensgeschichte ihres Urgroßvaters, geboren 1821. Er kam aus armen Verhältnissen und musste schon mit zehn Jahren in der Fabrik arbeiten.
Die Arbeit ist hart und die Bezahlung schlecht, oft erhalten die Arbeiter gar kein Geld, sondern Sachleistungen, die sie dann auf der Straße verkaufen müssen. Dabei lernt Jacob den Karrenhändler Daniel kennen. Er will ihm ein Stück Stoff verkaufen, das der Händler gründlich befühlt. Jacob erkennt, dass Daniel blind ist. Sie werden sich über den Preis nicht einig, aber der blinde Daniel bittet Jacob, ihm zu sagen, ob schon Sterne am Himmel stehen. Daniel ist Jude und darf die Sabbatruhe erst beenden, wenn drei Sterne am Himmel sind. Da Jacob keine Zeit hat, auf die Sterne zu warten, lügt er ihm vor, die ersten vier Sterne seien aufgegangen.
Bei der nächsten Begegnung bittet Jacob den Karrenhändler, bei ihm bleiben zu dürfen, denn die Arbeit in der Fabrik ist unerträglich und ohne Fabriklohn mag er nicht nach Hause. Daniel lehnt erst ab, doch Jacob lässt sich nicht abwimmeln. Auch für Daniel hat es Vorteile, wenn Jacob ihn begleitet.
Laut sagte Daniel: „Wenn ich schlau wäre, nähme ich diesen Jungen mit und bräuchte nicht auf Händen und Füßen zu laufen wie ein Tier, wenn ich den Weg verloren habe.“ (S. 68)
Daniel fürchtet, dass er Schwierigkeiten bekommt, wenn er ein fremdes christliches Kind mitnimmt, trotzdem lässt er sich zumindest eine Zeitlang von Jacob begleiten. Er nimmt ihn mit zum Hambacher Fest; unterwegs holen sie verbotene Flugblätter und Bücher ab, die sie auf der Reise verteilen. Daniel versteckt sie in seinen Körben, die ein befreundeter Korbflechter mit doppeltem Boden gearbeitet hat. Die Blindheit ist eine gute Tarnung; wenn er von der Polizei angesprochen wird, kann er so tun, als wüsste er nicht, was ihm untergeschoben wurde. Am Ende des Hambacher Festes trennen sie sich. Daniel möchte nach Paris, um Louis Braille kennenzulernen. Ein Journalist aus der Schweiz hat ihm von der Brailleschrift erzählt und ihm angeboten, ihn nach Paris zu bringen.
Aber vor der Reise nach Paris möchte er Jacob noch zu seinen Eltern begleiten. Genau das will Jacob nicht, weshalb er behauptet, er habe auf dem Fest Leute aus seinem Dorf getroffen. Damit endet der gemeinsame Weg und Daniel taucht in der Geschichte nicht mehr auf.
Daniel ist kriegsblind; eigentlich wollte er studieren, was aber nach der Erblindung nicht mehr möglich war.