Wittlinger, Karl: Die australische Blindheit

in: I. und H. Haber: Geschichten aus der Zukunft
Stuttgart : Deutsche Verlagsanstalt, 1978
S. 25–78
Kurzgeschichte

In einem biologischen Institut in Australien wird ein neues, synthetisches Virus gezüchtet. Die Züchtung gelingt, das Virus vermehrt sich. Die Mitarbeiter des Instituts sind stolz auf ihre Arbeit, besonders Tom und Moira, die maßgeblich an der Entwicklung beteiligt waren. Doch bevor sie mit den neuen Viren weiterexperimentieren können, müssen sie erst einmal zu einem Kongress nach Deutschland. Kurz nach ihrem Abflug macht der Leiter des Instituts eine Entdeckung: Erst erblinden die Versuchstiere durch das Virus und dann nach und nach die Mitarbeiter. Zur selben Zeit merken Tom und Moira im Flugzeug, dass sie nur noch peripher sehen können. Noch bevor das Flugzeug Deutschland erreicht hat, haben sich schon die anderen Passagiere und die Besatzung angesteckt. Das Flugzeug kann gerade noch landen, weil einer der Stewards erst später mit dem Virus in Kontakt gekommen ist und dem Piloten Anweisungen gibt. Es ist nicht zu verhindern, dass sich auch ein Mitarbeiter des Bodenpersonals und innerhalb kürzester Zeit weitere Menschen ansteckt. Bald ist halb Hamburg blind, dann der norddeutsche Raum, ganz Deutschland, Australien und schließlich die halbe Welt. Panik und Selbstmorde sind an der Tagesordnung. Nur Island ist noch nicht betroffen. Dort gelingt es einem internationalen Team, das in ständigem telefonischen Kontakt zu Tom und Moira steht, ein Heilmittel zu finden. Die Wissenschaftler sind erleichtert, aber auch betroffen, weil ihnen bewusst wird, was sie mit ihrem ehrgeizigen Projekt beinahe angerichtet hätten.

Dann geht er (der Institutsleiter U. B.) zum Fenster und schaut hinüber auf Sydney. Keine Geräusche, keine Bewegungen, kein Rauch aus den Schloten. Das Gespenst einer blinden, einer toten Stadt. Stuart hofft, dass sie bald wieder leben wird. (rororo, S.78)

Zurück