Wyndham, John: Die Triffids

THE DAY OF THE TRIFFIDS, 1951
München : Heyne, 1983
223 S.
Roman

Um hochwertiges Öl zu erzeugen, züchten Forscher neue Pflanzen, die Triffids. Die Samen geraten in alle Welt und vermehren sich. Schon bald stellen die Menschen fest, dass die Pflanzen einige ungewöhnliche Eigenschaften haben. Sie können sich wie Tiere fortbewegen und haben einen Giftstachel, mit dem sie Menschen und Tiere töten können. Da sie sich mittlerweile wild vermehren, werden sie zur Gefahr.
Bill, der Ich-Erzähler, arbeitet in der Triffidforschung. Als ihn Triffidgift in die Augen gerät, droht er zu erblinden. Eine Operation soll sein Augenlicht retten. Während er noch mit verbundenen Augen in einem Londoner Krankenhaus liegt, findet draußen ein nie gesehenes Naturschauspiel statt. Tausende von grünen Lichtern erhellen den Himmel. Bill bedauert, das nicht sehen zu können, aber wagt es nicht, den Verband vorzeitig abzunehmen. Am nächsten Morgen herrscht gespenstische Ruhe, das Krankenhaus wirkt wie ausgestorben, von der Straße kommt kein Autolärm. Als Bill der Sache nachgeht, stößt er überall auf neuerblindete Menschen, nur er selbst hat die Operation gut überstanden und kann sehen. Später trifft er noch auf einige wenige Sehende, die alle eines gemeinsam haben: Sie haben den Lichterregen verpasst.
Überall herrscht Chaos, Geschäfte werden geplündert, jeder versucht sich Nahrung zu besorgen, um sein Überleben zu sichern.
Nach und nach entstehen verschiedene Gesellschaftsformen, die miteinander konkurrieren. Sie müssen sowohl das Problem der aufgetretenen Massenblindheit bewältigen und die Triffids in Schach halten, die die Menschheit immer stärker bedrohen. Die blinden Menschen sind dabei keine Hilfe, im Gegenteil, sie sind vollkommen hilflos und auf die wenigen Sehenden angewiesen.

Wohl hatten einige Leute angefangen, ein bißchen zu lernen; aber praktisch konnte ohne mein Beisein nichts getan werden, vom Dosenöffnen bis zum Organisieren. Ja, es sah fast so aus, als würde ich immer unentbehrlicher. (S. 101)

In allen geschilderten Gesellschaften sind die blinden Menschen Bewohner zweiter Klasse. In einer Gruppe einigt man sich darauf, eine gewisse Anzahl von blinden Frauen zu erhalten, damit sie sehende Kinder gebären und so zur Erhaltung der menschlichen Gesellschaft beitragen. Blinde Männer haben in der Gesellschaft keinen Platz.
Eine andere Gruppierung organisiert sich wie eine Feudalherrschaft, an der Spitze stehen sehende Menschen, die die blinden Menschen mit billiger Triffidmaische ernähren.

„Das ist ja Tierfutter!“ sagte ich.
„Aber nahrhaft und vitaminreich, wie ich höre. Und Bettler – und insbesondere blinde Bettler – dürfen nicht wählerisch sein.“
„Ich soll also diese Leute aufnehmen und ihnen Viehfutter vorsetzen?“
„Hören Sie, Mr. Masen. Wären wir nicht, würden weder diese Leute noch ihre Kinder jetzt am Leben sein. Sie haben zu tun, was wir ihnen sagen, zu nehmen, was wir ihnen geben und dankbar zu sein, für alles, was sie kriegen.“ (S. 218)

Blinde Menschen kommen in diesem Roman sehr zahlreich vor, sie sind aber keine Handlungsträger. Nur drei werden überhaupt namentlich erwähnt, aber auch sie sind Statisten. Alle, die handeln, alle, die entscheiden, sind Sehende, die durch die Massenerblindung vor ein existenzielles und moralisches Problem gestellt werden. Es geht um die Frage, ob man sich um möglichst viele (blinde) Individuen kümmern oder die Grundlage für eine langfristig überlebende Gesellschaft legen soll. Der Versuch, beides zu verbinden, wird als nicht sinnvoll dargestellt. In keiner der Gesellschaften, die Bill kennenlernt, sind blinde und sehende Menschen gleichberechtigte Partner.

(Vgl. Film: Die Blumen des Schreckens)

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