Young, Alida: Führ mich in ein neues Leben

I’LL BE SEEING YOU, 1986
Bergisch-Gladbach : Bastei-Lübbe, 1989
172 S.
Jugendroman

Der Roman schildert den Erblindungsprozess eines ca. 15-jährigen Mädchens. Zuerst versucht Nancy ihre Sehprobleme zu verbergen, weil sie keine Brille tragen möchte; später wäre sie froh, wenn ihr eine Brille helfen könnte. Der Augenarzt stellt eine Sehnerv-Atrophie fest. Nancy wehrt sich zunächst gegen alles: die Hilfsmittel, den Langstock, die Blindheit allgemein. Doch ihre verständnisvollen Eltern (der Vater etwas überängstlich) und ein bewunderter Freund in der Blindenklasse helfen ihr, die Blindheit und damit auch die neuen Techniken anzuerkennen. Die Entwicklung verläuft schnell, allerdings nicht immer geradlinig.
Nancy muss sich in ihrem Alltag mit vielen kleinen und großen Problemen auseinandersetzen:

  • Sie versucht sich auf einer lauten Party zurechtzufinden, auf der alle durcheinanderreden.
  • Ihre Mitmenschen machen immer wieder „Scherze“, wie „Rate mal, wer ich bin“.
  • Sie versucht Dinge zu finden, die nicht an ihrem Platz sind.
  • Die Geschwister helfen entweder gar nicht oder nur genervt oder sie nehmen ihr alles ab.
  • Viel Hilfe ist gut gemeint und kommt trotzdem nicht gut an.

Nancy versuchte, von ihren Geschenken nicht allzu enttäuscht zu sein. Es war ein Kalender in Brailleschrift, ein sprechender, Radiowecker, eine Armbanduhr in Blindenschrift und, ebenfalls Braille, ein Scrabblespiel. Sie wußte die Geschenke wirklich zu schätzen, aber sie hatten allesamt etwas mit ihrer Blindheit zu tun.
Ich habe doch noch andere Eigenschaften als die, daß ich nicht sehen kann, dachte sie traurig. (S. 137)

Marty, ihr blinder Mitschüler, der ihr in vieler Hinsicht immer wieder hilft, bewältigt scheinbar alle Probleme mühelos.

„Ein Stock ist das sicherste Mittel, wenn du dich allein zurechtfinden willst. Fast jeder Blinde benutzt einen.“ – „Marty Talbot nicht. Er ist Schülerhilfskraft, und du solltest mal sehen, wie er ohne Stock zurechtkommt. Als ich ihn kennenlernte, habe ich nicht einmal gemerkt, daß er blind war.“ – „Ich kenne Marty. Ich bin seine Beraterin. Bei ihm ist es anders, weil er schon von Geburt an blind war. Er hat sich sechzehn Jahre lang daran gewöhnen können, sich allein zurechtzufinden.“ (S. 84)

Aber auch Marty hat Probleme, auch er berichtet, dass er hart trainieren musste.

„Marty, woher wußtest du eigentlich, daß ich an der Tür war? Du mußt ja ein wahnsinnig gutes Gehör haben.“ – „Überhaupt nicht. Ich habe nur hart daran gearbeitet. Viele Leute glauben, daß bei einem Blinden die übrigen Sinne automatisch besser werden, aber das stimmt nicht. Ich konzentriere mich nur mehr und trainiere sie ständig.“ (S. 89)

Auch Marty berichtet, dass er, wenn er müde ist, eher einmal vor ein Hindernis läuft. Aus der Freundschaft wird Liebe. Marty muss allerdings mit seinen Eltern umziehen und seine Ausbildung anderswo fortsetzen.

 

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