Zuckmayer, Carl: Der Rattenfänger

Frankfurt am Main : Fischer, 1987
Ersterscheinung 1974
150 S.
Theaterstück

In diesem Schauspiel wird die Fabel vom Rattenfänger von Hameln neu erzählt.
Eines Tages kommt ein fremder Mann in die Stadt, der sich Bunting nennt. Er ist offenbar sehr gebildet, sucht aber nicht die Freundschaft der Reichen und Mächtigen. Allerdings bietet er der Stadt seine Dienste an. Die Stadt hat ein großes Rattenproblem, und er ist in der Lage, mit seiner Flöte die Ratten anzuziehen und wegzulocken. Man nimmt dieses Angebot gerne an, Bunting ertränkt die Ratten in der Weser, doch die Stadt weigert sich, ihm den vereinbarten Lohn zu zahlen. Stattdessen stellt sie neue Forderungen, er soll die Stadt auch noch von den Armen befreien. Als Bunting sich weigert, soll er gehängt werden. Doch die Kinder der Stadt unterstützen ihn und üben Druck auf ihre Eltern aus. Bunting verlässt die Stadt und die Kinder verbünden sich mit ihm. Sie lehnen sich gegen die Eltern auf und verlassen mit ihm die Stadt.
Unter den Kindern ist ein Junge gebehindert, ein anderer gehörlos und ein Mädchen, Stina, ist blind. Sie ist voller Misstrauen und Hass auf die Menschen in der Stadt und sich selbst. Sie verachtet ihre wohlhabenden Eltern und glaubt, ihre Blindheit sei die Strafe für deren Hartherzigkeit.

STINA plötzlich mit plärrender Stimme: Ich bin Stina Steneken, meinen Vater nenne ich den Speckschwartenkönig, meine Mutter die heiße Sau. Sie hat einem Bettler kochende Selchbrühe über den Kopf schütten lassen, da ist er blind geworden, als sie mich im Bauch hatte, da bin ich auch blind geworden in ihrem Bauch. (S. 87)

Stina ist aggressiv, ihre Wut richtet sich unter anderem gegen den gehörlosen Jungen, den ihre Eltern ihr gekauft haben, damit er sie führt. Am Ende schließt sie sich den anderen Kindern an und verlässt mit Bunting die Stadt.

 

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