Bogda, Elisabeth: Die anderen 40 Jahre
Frankfurt am Main : Haag und Herchen, 1997
140 S.
Autobiografie
Elisabeth Bogda ist 40 Jahre mit einem Mann verheiratet, der taubblind ist (vgl. Helmut Bogda: Aus meinem Leben). Sie heiraten 1954. Ihre Mutter ist erst nicht glücklich.
„Blind“ war für Mutter der Inbegriff alles Entsetzlichen. Unserem Freund und Pastor, mit dem ich im Erzgebirge zusammengearbeitet hatte, gelang es in seiner fröhlichen, glaubensstarken Weise, ihr diesen Kummer zu nehmen. „Aber ja, Sie kennen doch Ihre Elisabeth!“ (S. 17)
Später versteht sich die Mutter sehr gut mit ihrem Schwiegersohn. In den ersten Ehejahren geht es ihnen wirtschaftlich schlecht, und die christlich geprägte Familie wird in der DDR schikaniert, sie dürfen nicht in ihrem Haus leben. Deshalb richten sie sich in einem kleinen Gartenhaus ein. Es ist ihr Mann Helmut, der mit viel Gelassenheit und Optimismus das Beste aus der Situation macht. Da seine Eltern einen Hof hatten und er lange in der Landwirtschaft gearbeitet hat, bewirtschaftet er den großen Garten. Darüber hinaus halten sie Hühner und Kaninchen. Den Lebensunterhalt verdient er mit Bürstenbinderei. Seine Frau ist ständig an seiner Seite und dolmetscht. Sie haben einen Sohn, der schon früh das Lormen lernt. Anfang der 1980er Jahre stellen sie einen Ausreiseantrag, der bewilligt wurde. Ausschlaggebend für diesen Schritt ist das Taubblindenwerk Hannover. Elisabeth Bogda hofft, dass ihr Mann dort leben kann, wenn sie vor ihm stirbt. Sie überlebt ihn zwar, aber er kann dort unterkommen, als sie selbst für längere Zeit ins Krankenhaus muss.
Elisabeth Bogda beschreibt ihren Mann als weltoffenen, kontaktfreudigen und humorvollen Menschen, der trotz seines Hörverlusts das Sprechen nie aufgegeben hat. Er hatte gute Kontakte zu seinen hörenden und sehenden Mitmenschen und pflegte viele Brieffreundschaften mit anderen taubblinden Menschen. Er war begeisterter Zeitungsleser, der gerade aufgrund seiner Blindheit Zugang zu vielen westdeutschen Zeitungen hatte. Seine Frau ist sich sicher, dass vieles davon in Schwarzschrift an der Grenze beschlagnahmt worden wäre, aber da die wenigsten Beamten Punktschrift lesen konnten, entgingen die Zeitungen der Zensur.
Abgesehen von den materiellen Einschränkungen scheint das Ehepaar Bogda ein ausgesprochen glückliches Leben geführt zu haben. Probleme, mit denen sie zu kämpfen hatten, kamen von außen und hatten in der Regel nichts mit der Taubblindheit zu tun.