Brand, Christine: Blind

München : Blanvalet, 2019
446 S.
Kriminalroman

Nathaniel, Anfang vierzig, ist mit elf Jahren erblindet. Es heißt, durch einen Unfall, aber die Leser und Leserinnen ahnen schon bald, dass es ein Gewaltverbrechen war. Danach wuchs er bei einer Pflegefamilie auf, nette Leute, aber sie behandeln ihn immer noch wie ein Kind. Nathaniel schiebt es auf seine Blindheit.

Als könnten Blinde nie erwachsen werden. (S. 28)

Dennoch lebt er ein eigenständiges Leben. Er hat einen Führhund, nutzt zahlreiche technische Hilfsmittel und arbeitet seit einiger Zeit als Kellner in einem Dunkelrestaurant.
Als er eines Tages die App „Be my eyes“ nutzt, um sich von einer Mitarbeiterin ein Hemd beschreiben zu lassen, hört er ein lautes Schreien und ein Rumpeln. Dann ist die Leitung tot.
Er fürchtet, dass der Frau etwas passiert ist, und wendet sich an die Polizei. Diese nimmt ihn zuerst nicht ernst, er bleibt aber am Ball und so beginnt er, auf eigene Faust zu ermitteln. Da er allein nicht weiterkommt, wendet er sich an Milla, eine Journalistin, die einmal eine Reportage über ihn machte. Die Journalistin wiederum bittet ihren Freund Sandro, einen Polizisten, sich darum zu kümmern. Stück für Stück bringen sie einiges über die Frau in Erfahrung, unter anderem ihren Namen, Carole Stein, und ihre Adresse. Sandro fährt zu der angegebenen Adresse und trifft dort eine Frau, die sich Carole Stein nennt. Das Poltern und Schreien begründet sie damit, dass sie gerade vom Einkaufen kam, die Sachen fallen ließ und vor Schreck aufschrie. Beruhigt legt Sandro die Sache zu den Akten, aber Nathaniel bleibt skeptisch. Mithilfe einer Nachbarin spielt er die Szene nach und kommt zu der Überzeugung, dass die Geräusche, die er am Telefon hörte, nicht dazu passen.
Die Leser und Leserinnen wissen zu dem Zeitpunkt längst, dass die richtige Carole, hochschwanger, entführt wurde und in einem stockdunklen Keller liegt. Die Autorin schildert immer abwechselnd Caroles Situation und Nathaniels Suche nach ihr.
Auch die Polizei begreift, dass die Frau, die sich Carole Stein nennt, nicht die richtige ist, und dass sich die echte Carole kurz vor der Entbindung in großer Gefahr befindet. Sie verdächtigen allerdings Nathaniel, in die Tat verwickelt zu sein, denn er erblindete bei einem traumatischen Familiendrama, und Carole ist die Tochter der Psychiaterin, die ihn damals begutachtete.
Am Ende wird Carole gefunden und es stellt sich heraus, dass Nathaniel unschuldig ist. Er erfährt jetzt, was sich damals in seiner Familie ereignete. Sein schizophrener Vater tötete im Wahn seine Familie, und Nathaniel versuchte, seine Schwester zu schützen, indem er den Vater erstach. In dem Gemenge löste sich ein Schuss, den Nathaniel überlebte, der aber sein Sehzentrum zerstörte. Nathaniel hatte in seinem Leben immer Albträume, die Ereignisse selbst aber verdrängt.

 

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