Anders, Eva: Der Blinde vom Uhlenhof

Viersen: Falter, 1968
254 S.
Roman

Britta, Tochter aus reichem Hause, fährt mit ihrem Auto nach einer Party eine Frau an. Die Frau ist auf der Stelle tot und Britta hat heftige Gewissensbisse. Freunde und Eltern beruhigen sie, sie sei zu dem Zeitpunkt angetrunken und auch nicht mehr ganz gesund gewesen. Zudem erfährt Britta, dass die Tote einen blinden Mann und vier Kinder hinterlassen hat, die auf einem Gut leben. Das verstärkt ihr schlechtes Gewissen. Durch Zufall bekommt sie eine Heiratsannonce in die Hand, die der blinde Witwer aufgegeben hat. Sie meldet sich, obwohl der Text eher abschreckend ist. Sie findet den Hof, die Kinder und den Mann verwahrlost vor. Auch der Empfang ist eher frostig, auch wenn es zunächst so aussieht, als wüsste keiner, dass sie den Unfall verursacht hatte. Alles ist abschreckend, aber sie entschließt sich, ein halbes Jahr zur Probe zu bleiben. Nach und nach gelingt es ihr, Ordnung in den Haushalt zu bringen und das Vertrauen der drei jüngeren Kinder zu erwerben. Auch das Verhältnis zu dem blinden Gutsbesitzer wird freundschaftlich, sie beginnt ihn sogar zu lieben. Sie heiraten, um den guten Ruf zu wahren, doch Britta wird nicht glücklich. Es kränkt sie, dass ihr Mann in ihr nur die Stiefmutter seiner Kinder sieht. Außerdem bringt sie es nicht fertig, ihm die Wahrheit über sich und den Unfall zu erzählen. Sie ist froh, dass die älteste Tochter, die sie auf Zeitungsausschnitten erkannt hat, sie nicht verrät. Schließlich ringt Britta sich zu einem letzten Opfer durch. Da ihr Mann „das Leben in der Finsternis nicht ertragen kann“ (S. 226), will sie ihm eine Augenoperation bezahlen, auch wenn sie meint, ihn dadurch zu verlieren.

"In dem Augenblick, wo er wieder sehen kann, muß ich von ihm gehen, und wenn es meinen Tod bedeuten sollte. Einen Blinden habe ich hintergehen können, ein Sehender würde mein Geheimnis sofort ergründen. Er könnte mir meine Schuld nie verzeihen, er würde mich fortschicken, und die Schmach wäre unerträglich." (S. 227)

Die Operation glückt, doch als sie ihn verlassen will, lässt er sie nicht gehen. Die Ehe mit seiner ersten Frau war nach seiner Erblindung wegen eines Chemieunfalls sehr unglücklich und kurz vor dem Ende.

„Dir habe ich nichts zu verzeihen. Du hast nur Gutes getan, hast unser gemeinsames Leben erhellt. Wie hast du so töricht sein können, zu glauben, ich könnte dich verdammen?“ Britta flüchtet sich in seine Arme. „Jetzt wird alles gut, Liebster. Laß uns zu den Kindern heimkehren.“ – „Willst du nicht vorher noch etwas hören? Die Worte, die ich nicht aussprechen durfte, solange ich blind war? Ich liebe dich Britta, mein Leben!“ (letzte Seite)

 

 

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