Cela, Camilo José: Mazurka für zwei Tote
MAZURCA PARA DO MUERTOS, 1983
München, Zürich : Piper 1991
317 S.
Roman
Der Roman spielt in Spanien während der Zeit des Bürgerkriegs (1936–1939). Ein Mann tötet einen anderen Mann, die Familie des Opfers beschließt den Mord zu rächen. Doch diese Geschichte ist nur eine von vielen Einzelschicksalen, die immer wieder aufgegriffen und neu erzählt werden und dabei wie ein Puzzle das Gesamtbild ergeben. Die Menschen in der Region sind fast alle miteinander verwandt, viele sind arm- oder beinamputiert, andere gelten als „schwachsinnig“ oder „verrückt“. Es geht um die vielfältigen sexuellen Aktivitäten, daneben ziehen sich noch beiläufig geschilderte Gewalttaten wie ein roter Faden durch den Roman.
Eine Person, die immer wieder auftaucht, ist der blinde Gaudencio.
„Er heißt Gaudencio Beira und war früher Seminarist, sie warfen ihn aus dem Seminar, als er langsam blind wurde, kurz bevor er ganz erblindete.“
„Und? Hat er ein Händchen für den Blasebalg?“
„Das will ich meinen. Ein verdammt gutes! Ein richtiger Künstler ist er, ein Ausbund an Sorgfalt, Genauigkeit und Empfindsamkeit, und was er spielt, hat viel Tiefe und ist voller Gefühl.“ (S. 9)
Gaudencio arbeitet im Bordell, er soll mit seiner Musik die Kunden bei Laune halten. Er spielt, was die Leute hören wollen, nur bei einer bestimmten Mazurka weigert er sich. Dieses Stück hat er nur zweimal gespielt, einmal, als der erste Mord geschah, und Jahre später, als der Mörder getötet wurde.
Gaudencio wird häufig erwähnt, meist geht es um seine abgebrochene Priesterausbildung und um seine Musik, besonders um diese bestimmte Mazurka, die er nur zweimal gespielt hat.
Gelegentlich gibt es noch andere Aussagen über ihn und seine Blindheit.
In der Kirche Santa Maria de las Mercedes ist es kalt, doch das stört Gaudencio nicht. Gaudencio geht jeden Morgen, nachdem er Ziehharmonika gespielt hat, zur Messe, danach schläft er bis Mittag in einem Kabuff unter der Treppe, er hat da kein Licht, aber das macht nichts, wozu braucht er Licht? Blinde sind leicht zufriedenzustellen, sie finden sich notgedrungen mit allem ab. (S. 171)
Gaudencio weiß, wer der Mörder ist, aber er will es nicht sagen und schiebt seine Blindheit vor. Dadurch entgeht er einer genaueren Befragung.