Collins, Wilkie: Lucilla

POOR MISS FINCH, 1872
Frankfurt am Main : Fischer
347 S.
Roman

Die Geschichte spielt in der Mitte des 19. Jahrhunderts und wird aus der Sicht einer Frau, Madame Pratolungo, erzählt, die als Gesellschafterin bei der jungen blinden Lucilla Finch arbeitet.
Gleich bei ihrer ersten Begegnung mit Lucilla entdeckt Madame Pratolungo Lucillas tiefsitzende Abneigung gegen dunkle Farben, die sie fühlen kann.
Lucilla verliebt sich in Oskar, einen reichen und geheimnisvollen Fremden, der seit einiger Zeit im Dorf lebt. Gegen alle Konventionen zeigt Lucilla ihm offen ihre Liebe. Madame Pratolungo schreibt das ihrer Blindheit zu.

Wer nicht sieht, glaubt gewissermaßen, auch nicht gesehen zu werden, und hat darum weniger Hemmungen. (S. 61)

Lucilla und Oskar wollen heiraten, aber Oskar bekommt epileptische Anfälle, die zur damaligen Zeit mit Silbernitrat behandelt wurden. Dies führt zu einer blauschwarzen Verfärbung der Haut. Oskar nimmt dies in Kauf und hofft, dass Lucilla es nicht merkt.
Lucilla hört viele Kommentare zu der dunklen Haut Oskars, aber Oskar hat nicht den Mut, sie aufzuklären, und behauptet stattdessen, es sei sein Zwillingsbruder Nugent, der nach einer Silbernitratbehandlung blauschwarz sei.
Das Verhältnis zwischen den Brüdern ist schwierig, zumal auch Nugent Interesse an Lucilla hat. Nugent kennt einen Augenarzt, der Lucilla operieren kann. Nugent schafft es, da zu sein, als Lucilla das erste Mal die Binde abgenommen wird. Lucilla glaubt, er sei ihr geliebter Oskar und Nugent lässt sie gerne in dem Glauben. Oskar zieht sich zurück. Doch die Dinge entwickeln sich nicht so, wie von Nugent erhofft. Lucilla hält ihn zwar für Oskar, aber sie fühlt sich nicht wohl bei ihm.
Dann treten Sehstörungen auf und Lucilla erblindet erneut.
Nun reist Madame Pratolungo mit Lucilla zu dem richtigen Oskar und sofort ist die alte Verliebtheit wieder da. Mittlerweile kennt sie die ganze Geschichte, sie weiß, dass er schwarz verfärbt ist, aber es stört sie nicht. Sie will auch nicht mehr operiert werden, sie ist überzeugt,

„daß ich nie ein normaler sehender Mensch geworden wäre, sondern ein unselig zerrissenes Geschöpf, nichts Halbes und nichts Ganzes.“ (S. 344)

Sie möchte lieber blind bleiben und mit Oskar glücklich leben.

(Vgl. Film: Lucilla)

 

Zurück