Deeping, Warwick: Licht im Dunkel
BLIND MAN’S YEAR, 1937
Bern : Alfred Scherz, 1952
318 S.
Roman
Rosamund Gerard wurde mit einem großen Muttermal im Gesicht geboren und in der Schule viel gehänselt. Von ihrer Familie erfuhr sie als Kind keinerlei Unterstützung. Unter einem Pseudonym fing sie an, Romane zu schreiben, die alle Bestseller wurden.
Mittlerweile ist sie reich und lebt in einem einsamen Haus auf einem riesigen Grundstück. Zahlreiche, ihr treu ergebene Hausangestellte schirmen sie sorgfältig von der Umwelt ab und sorgen dafür, dass sie nicht mehr unter die Menschen muss. Nur ihre einzige Freundin Margaret und ihren Arzt lässt sie an sich heran.
Eines Tages stürzt ein kleines Flugzeug über ihrem Grundstück ab. Mithilfe ihrer Angestellten kann sie den bewusstlosen Piloten aus dem Wrack ziehen. Der Arzt glaubt nicht, dass er überleben wird, und Rosamund schlägt deshalb vor, ihn in Ruhe in ihrem Haus sterben zu lassen. Überraschenderweise erholt sich der Mann und er wird wieder gesund, nur seine Augäpfel sind zerstört und sollen herausgenommen werden. Der Mann, er heißt Clive, bittet Rosamund, ihn im Krankenhaus zu besuchen. Sie möchte sich davor drücken, weil sie öffentliche Orte scheut. Zuerst vertröstet sie ihn, dann gibt sie seinen Bitten nach und verlässt ihr gut abgeschirmtes Grundstück.
Durch den Besuch im Krankenhaus verändert sie sich. Noch am selben Tag teilt sie ihrer Freundin den Entschluss mit, ein Kind zu adoptieren. Ihr Plan: Sie will die Verantwortung für Clive und alle seine Probleme übernehmen. Und da kommt einiges zusammen.
Clive hat keine Angehörigen, in seinen alten Beruf kann er nicht zurück und er hat keine Ahnung, wo er in Zukunft leben soll. Für Rosamund ein Glücksfall.
„Denken Sie an mich, Clive. Kann eine Frau etwas Besseres verlangen, als einen Menschen wie Sie zu hegen und zu pflegen? Durch Sie kann ich Erfüllung finden.“ (S. 127)
Er hat durchaus die Sorge, stark von ihr abhängig zu sein, aber will alles dafür tun, kein Schmarotzer zu sein. Er will mit ihrer Hilfe viel lernen.
Rosamund stürzt sich gleich in ihre neue Aufgabe, besorgt sich Bücher über blinde Menschen, und noch bevor Clive nach dem Krankenhausaufenthalt bei ihr eingezogen ist, schreibt sie einen neuen, besseren Ratgeber.
Ihre größte Sorge bleibt lange Zeit, ob jemand Clive von ihrem Aussehen erzählen könnte. Schließlich sagt sie es ihm selbst, aber es stört ihn nicht. Clive hat seinerseits Skrupel, ob er eine Frau wie Rosamund an sich binden darf. Margaret kann diese Zweifel zerstreuen. Kurze Zeit später heiraten sei. Ein Blindenlehrer kommt regelmäßig ins Haus und unterrichtet Clive in Punktschrift. Er lernt schnell, denn er hat das Ziel, für Rosamund als Sekretär arbeiten zu können.
Es gibt aber auch Rückschritte. Seine ersten Versuche, allein spazieren zu gehen, sind sehr entmutigend, zumal auch einige Menschen unfreundlich reagieren. Clive gibt nicht auf und bekommt seine Probleme bald in den Griff. Er wird Rosamunds Sekretär und kann der Blindheit positive Seiten abgewinnen.
Die ihn umgebende Finsternis hatte ihn in andere Mysterien eingeführt, bot ihm geistige Ausblicke, bot ihm Klänge, Düfte, eine starke Bindung mit unsichtbaren Gegenständen, seine Blindheit machte ihn zum Mystiker. Nachdem er den einen Sinn verloren hatte, schienen sich seine übrigen Sinne intuitiv stärker zu entwickeln. Sein Innenleben entfaltete sich zu einem Reichtum, den er vor sechs Monaten nicht für möglich gehalten hätte. (S. 265)
Auch Rosamund macht eine wichtige Entwicklung, sie gibt ihr Einsiedlerleben auf und gewinnt neues Selbstbewusstsein.
Es gibt jedoch auch Menschen, die Rosamund und Clive ihr Glück nicht gönnen und versuchen, das Ehepaar lächerlich zu machen. Meist ist es Clive, der souverän mit diesen unangenehmen Zeitgenossen umgehen und sie in ihre Schranken weisen kann.
Der Roman endet mit der Geburt ihres ersten Kindes.