Doerr, Anthony: Alles Licht, das wir nicht sehen
ALL THE LIGHT WE CANNOT SEE, 2014
München : Beck, 2015
519 S.
Roman
Der Roman erzählt von unterschiedlichen Menschen, die im Laufe der Geschichte zusammenkommen.
Marie hat angeborenen grauen Star und lebt in den 1930er Jahren mit ihrem alleinerziehenden Vater zusammen in Frankreich. Ihre Mutter starb im Kindsbett. Der Vater, der als Techniker in einem Naturkundemuseum arbeitet, nimmt sie oft mit ins Museum, wo sie sich gut auskennt. Mit sechs Jahren erblindet sie vollständig. Ihr Vater baut ihr das Viertel, in dem sie leben, in Miniaturausführung nach. Zuerst ergibt das Modell für sie keinen Sinn, aber der Vater besteht darauf, dass sie es immer wieder abtastet. Dann lehrt er sie, alle Wege im Viertel abzugehen und sich zu orientieren. Es fällt ihr schwer, sie hat Angst und weint, aber der Vater bleibt immer hinter ihr und ermutigt sie. Schließlich lernt sie auf diesem Weg, sich selbstständig zurechtzufinden.
Ein paar Jahre später, die Deutschen haben Frankreich besetzt, flüchten die beiden in die Normandie, wo ein Onkel des Vaters lebt, der seit dem Ersten Weltkrieg traumatisiert ist und zurückgezogen zusammen mit seiner Haushälterin lebt. Maries Vater hat einen wertvollen Diamanten dabei, der unersetzlich ist und auf dem der Legende nach Fluch und Segen liegen: Wer ihn besitzt, kann nicht sterben, allerdings verunglücken die Angehörigen des Besitzers. Dieser Diamant gehört dem Museum, der Direktor ließ drei Kopien anfertigen, und verteilte dann die vier Exemplare an Menschen, denen er vertraut, ohne ihnen jedoch zu sagen, ob es eine Kopie oder das Original ist.
Der Onkel hat in seinem Haus eine Radiostation errichtet und verbreitet privat Radiosendungen, unter anderem gestaltet er naturwissenschaftliche Sendungen für Kinder. Später lässt er sich dazu überreden, für die Widerstandsbewegung Funksprüche zu senden.
Die Geschwister Werner und Jutta leben in Deutschland in einem kleinen Kinderheim, das von einer Elsässerin geführt wird. Mit einem selbstgebauten Radio hören die beiden immer naturwissenschaftliche Kindersendungen, die offenbar jemand privat sendet. Im Laufe der Jahre erleben sie, wie das nationalsozialistische Gedankengut um sich greift. Werner, der technisch ungewöhnlich begabt ist, bekommt einen Platz in einer nationalsozialistischen Eliteschule. So wächst er nach und nach in die Ideologie der Nazis hinein. Seine Aufgabe im Krieg ist es, feindliche Sender aufzuspüren, was er besser kann als die meisten.
Am Ende des Krieges soll er in Frankreich einen feindlichen Sender aufsuchen. Es gelingt und er erkennt die vertraute Stimme aus seiner Kindheit. Das erste Mal beschließt er, sich ahnungslos zu geben. Immer wieder behauptet er, nichts identifizieren zu können.
Dann lernt er die mittlerweile fünfzehnjährige Marie kennen und ist fasziniert von ihr. Er kann sie vor einem anderen Deutschen retten, der verzweifelt den Diamanten sucht. Marie und Werner verbringen einen Tag miteinander, dann trennen sich ihre Wege. Marie schenkt ihm aber noch ein kleines Hausmodell.
Werner stirbt, Marie wird Naturwissenschaftlerin. In den 1970er Jahren sucht Jutta, die den Krieg überlebt hat, Marie auf und übergibt ihr das Hausmodell, das sie in Werners Nachlass gefunden hat. Es war das Versteck des Diamanten.
Marie wird als mutige und selbstbewusste junge Frau beschrieben, die sich mit anderen Menschen des Ortes im Widerstand engagierte. Später zieht sie als alleinerziehende Wissenschaftlerin ihre Tochter groß und hat ein gutes Verhältnis zu ihrem Enkel.