Dorn, Käthe: Zum Guten gelenkt
Reutlingen : Enßlin und Laiblin, 1903
96 S.
Kinderroman
Friedrich Trautmann wird in seinem Dorf von allen nur „Vater Friedel“ genannt. Früher konnte er als Korbflechter seine Familie gut ernähren, dann starben seine Frau und seine drei Kinder und durch einen Unglücksfall erblindete er. Nun ist er ein alter Mann, arm und einsam.
Er kann zwar noch Körbe flechten, aber er kann sie nicht mehr in der Stadt verkaufen und im Dorf wird er nur wenige los. Sein einziger Freund ist sein Hund Karo, mit dem er betteln geht. Davon kann er mehr schlecht als recht leben, und es reicht nicht, um neues Arbeitsmaterial zu kaufen. Eines Tages bringen ihn zwei Dorfjungen zu Fall. Sie nehmen ihm den Hund weg, und ohne Hund kann er noch nicht einmal betteln gehen. Das wird selbst dem alten Friedel zu viel, der bisher alle Schicksalsschläge mit Gottvertrauen hingenommen hat.
Doch der zehnjährige Hans, der das Geschehen beobachtet hat, kommt Friedel zu Hilfe. Er kann den Hund zwar nicht zurückholen, aber er hilft Friedel auf die Beine und bringt ihm etwas Essen von zu Hause. Dabei erfährt Friedel, dass Hans und seine verwitwete Mutter ebenfalls in armen Verhältnissen leben. Hans bietet Friedel an, ihn beim Betteln zu begleiten; Friedel nimmt das Angebot gerne an, besteht aber darauf, die Einnahmen zu teilen.
Eine reiche Familie ist von den beiden so gerührt, dass sie reichlich Geld geben und die anderen Spaziergänger anhalten, ebenfalls zu geben. Als Friedel erfährt, dass Hans‘ Mutter kaum die Miete bezahlen kann, bietet er ihnen an, bei ihm zu wohnen. Statt Miete zu zahlen, kann sie ihm bei der Hausarbeit helfen. Da sie beim Betteln viel Geld eingenommen haben, können sie wieder Arbeitsmaterial kaufen. Friedel lehrt sie, ebenfalls Körbe zu flechten. Als sie eine ausreichend große Menge Körbe geflochten haben, übernehmen es Hans und seine Mutter, sie in der Stadt zu verkaufen. Nach und nach kommen die drei zu bescheidenem Wohlstand.
Am Ende feiern sie gemeinsam Weihnachten, es gibt Geschenke für alle. Hans ist begeistert und will alles Friedel zeigen, doch seine Mutter will ihn bremsen.
Frau Minna suchte ihren kleinen Sohn dann und wann aufmerksam zu machen, daß ja Vater Friedel nicht sehen könne und es ihm weh tun möchte, wenn er ihn immer wieder zum Bewundern seiner Sachen auffordere. Doch der Knabe erklärte treuherzig: Vater Friedel sieht doch durch meine Augen, ich beschreibe es ihm ja ganz genau. – Und der blinde Greis nickte stillverklärt. Ja, er sah heute den Himmel offen stehen und sein Herz war von Lob und Dank erfüllt. (S.52 f.)